Säure greift die Zähne an. Die Quelle von Säuren im Mund sind entweder säurebildende Bakterien, oder der Konsum saurer Lebensmittel.
Es gibt jedoch eine weitere, häufig unerkannte Säurequelle, die auf Dauer große Schäden an den Zähnen anrichten kann. Es handelt sich um Stillen Reflux.
Was ist Stiller Reflux?
Stiller Reflux bezeichnet das Aufsteigen von sauren Gasen aus dem Magen bis in den Hals und in die Atemwege. Im Gegensatz zu typischem Reflux, bei dem der Magensaft die Speiseröhre reizt und Sodbrennen auslöst, führt Stiller Reflux zu eher unspezifischen Symptomen wie Heiserkeit, Husten und Asthma. Aus diesem Grund bleibt er häufig unerkannt, woher der Name „Stiller“ Reflux kommt.
Wie Stiller Reflux die Zähne angreift
Wenn die sauren Gase in den Mundraum gelangen, senken sie den pH-Wert im Mundraum. Der Zahnschmelz ist Säure gegenüber empfindlich und kann dadurch angegriffen werden. In der Fachsprache spricht man von Erosion des Zahnschmelzes.
Die Gase befördern außerdem Enzyme aus dem Magen nach oben, sogenannt Pepsine. Pepsine bauen Proteine ab und sind somit essenziell für den Verdauungsprozess. Pepsine bedeuten einen zusätzlichen Angriff auf das Zahnfleisch, da die Schleimhäute durch Pepsin geschädigt werden.[1],[2]
Der Reflux greift die Zähne übrigens vor allem nachts an.[3] Speichel kann die Säure weitestgehend neutralisieren, wodurch der Reflux weitestgehend unschädlich gemacht wird. Nachts im Schlaf ist jedoch der Speichelfluss wesentlich geringer als tagsüber, wodurch dieser Schutzmechanismus wegfällt.
Der Stille Reflux greift auch nicht nur Zähne und Zahnfleisch an, sondern auch die restliche Hals und Mundschleimhaut, die sich dadurch entzünden kann. Auch Mundgeruch ist bei Stillem Reflux keine Seltenheit, denn die schlechtriechenden Gase steigen auf dem Magen auf und werden mit der Atemluft ausgeatmet.
Zahnschäden durch Stillen Reflux frühzeitig erkennen
Zahnschäden durch Stillen Reflux sind deswegen so gefährlich, weil es sich um einen schleichenden Prozess handelt, der sich über viele Jahre hinziehen kann, bevor er bemerkt wird. In der Zwischenzeit kann er großen, irreparablen Schaden anrichten.
Die meisten Zahnärzte kennen sich jedoch leider nicht mit Stillem Reflux aus und bringen die typische Zahnschäden nicht mit der Erkrankung in Verbindung. Du solltest jedoch hellhörig werden, wenn sich dein Zahnarzt über den Zustand deiner Zähne äußert. In Kombination mit anderen Symptomen kann das wertvolle Hinweise auf Stillen Reflux liefern.
Wenn du herausfinden möchtest, ob du Stillen Reflux hast, dann macht es Sinn zu überlegen, ob du auch andere der typischen Stiller Reflux Symptome hast. Der sogenannte RSI Test prüft, wie stark die verschiedenen Stiller Reflux Symptome ausgeprägt sind. Manche Ärzte lassen den Test von Patienten vor der Konsultation ausfüllen. Du kannst den Test auch hier auf Refluxgate online machen.
Vermeidung weiterer Zahnschäden durch Stillen Reflux
Um weitere Zahnschäden zu verhindern, muss die Ursache, also der Stille Reflux, so gut wie möglich reduziert werden. Außerdem sollten saure Lebensmittel gemieden werden, da Säure die Zähne zusätzlich angreift.
Quellen
[1] Roesch-Ramos L, Roesch-Dietlen F, Remes-Troche JM, Romero-Sierra G, Mata-Tovar Cde J, Azamar-Jácome AA, Barranca-Enríquez A. Dental erosion, an extraesophageal manifestation of gastroesophageal reflux disease. The experience of a center for digestive physiology in Southeastern Mexico. Rev Esp Enferm Dig. 2014;106(2):92-7.
[2] Johnston N, Dettmar PW, Bishwokarma B, Lively MO, Koufman JA. Activity/stability of human pepsin: implications for reflux attributed laryngeal disease. Laryngoscope. 2007;117(6):1036-9.
[3] Ranjitkar S, Kaidonis JA, Smales RJ. Gastroesophageal reflux disease and tooth erosion. Int J Dent. 2012;2012:479850.