Anmerkung: beim folgenden Text handelt es sich um eine Übersetzung eines englischen Interviews mit Dr. Mark Noar, einem innovativ arbeitenden amerikanischen Gastroenterologen. Das Original findest du hier in der englischen Version von Refluxgate.
Im Wesentlichen bedeutet Gastroparese verzögerte Magenentleerung.
Gastroparese kann zu einer Vielzahl von Symptomen führen. Blähungen, Übelkeit, Magenschmerzen, Erbrechen und Reflux sind nur einige davon.
Ich habe den Gastroenterologen Dr. Mark Noar befragt, um mehr über die Ursachen, Diagnose und Behandlung von Gastroparese zu erfahren.
Interview mit Dr. Noar:
In wenigen Sätzen, was ist Gastroparese?
Dr. Mark Noar: Gastroparese bedeutet, dass sich der Magen zu langsam entleert.
Wenn ich sage, dass der Magen zu langsam leer wird, meine ich das im Vergleich mit Zahlen, die wir aus Studien über Menschen haben, die wir für normal halten, weil sie keine Symptome haben.
Wie diagnostiziert man verzögerte Magenentleerung?
Wir machen das mit einem Magenentleerungsscan. Dieser Scan zeigt, wie schnell sich der Magen entleert. Man bekommt eine Testmahlzeit. Diese enthält eine Standardmenge an Kalorien, Fett und Kohlenhydraten.
Der Scan zeigt die jeweilige Magenfülle in bestimmten Zeitabständen nach der Nahrungsaufnahme an. Er zeigt ein klares Bild davon, wie schnell oder langsam sich der Magen entleert.
Wie würde eine normale Magenentleerung aussehen?
In der Regel erwarten wir eine Magenentleerung von 50%, oder mehr, nach zwei Stunden.
Nach vier Stunden erwarten wir nicht mehr als 10% im Magen verbliebene Nahrung.
Also, nach 2 Stunden sollte der Magen etwa halb leer sein. Nach 4 Stunden sollte er fast leer sein. Warum sind diese beiden Werte wichtig?
Nach zwei Stunden werden viele der Symptome einer Gastroparese bemerkt. Sie treten auf, wenn zu diesem Zeitpunkt noch mehr als 50% des Essens im Magen ist.
Es gibt eine weitere Untergruppe von Patienten. Bei ihnen ist die Entleerug nach zwei Stunden normal, nach vier Stunden macht sich jedoch eine signifikante Verzögerung bemerkbar.
Es ist komplex. Es hängt von der Art der Gastroparese ab, die Sie haben, von denen jede eine sehr unterschiedliche potentielle Ursache und Behandlung hat.
Wie diagnostiziert man diese Untergruppen der Gastroparese?
Betrachten wir allein den Magenentleerungsscan, dann werden die ersten zwei Untergruppen durch die Prozententleerung nach zwei Stunden und nach vier Stunden diagnostiziert.
Ein weiterer Teil der Diagnose ist, die Ursache der Gastroparese zu finden. Hier wird das Elektrogastrogramm, kurz EGG, unerlässlich. Das EGG hilft bei der Diagnose von Problemen mit der Magenmotilität [siehe Interview über die Magenmotilität].
Ihr Magen kann sich sogar normal entleeren und Sie wären vielleicht trotzdem symptomatisch, weil sich Ihr Magen nicht normal zusammenzieht. Und das ist ein wichtiger Unterschied, den man verstehen muss. Es geht nicht immer darum, ob der Magenentleerungsscan normal oder abnormal ist. Es geht darum, ob Symptome vorhanden sind. Noch wichtiger: Können wir diese Symptome mit einem abnormalen Rhythmus oder einer elektrischen Frequenz im Magen in Zusammenhang bringen?
Wie sieht die Behandlung einer Gastroparese aus?
Sie hängt ganz entscheidend von der Ursache der Gastroparese ab. Hier spielt das Elektrogastrogramm eine Schlüsselrolle, denn es wird uns sagen, wo das Problem herkommt.
Können Sie mir einige Beispiele für typische Patienten nennen?
Gehen wir von 100 Menschen mit Gastroparese aus, dann hätten wohl gemäß eines Elektrogastrogramms 25 von ihnen eine funktionelle Obstrukion des Pylorus. Bei diesen Patienten würde eine Ballondilatation durchgeführt und die Gastroparese voraussichtlich in 93% der Fälle geheilt werden.
In Bezug auf die anderen 75 Patienten untersuchen wir die Qualität der ICCs (interstitielle Zellen von Cajal), den essentiellen Zellen für die Magenmotilität. Die ICCs sind Zellen zwischen Nerven und Muskeln [siehe Interview über Magenmotilität].
Bei etwa 25 Patienten der ursprünglichen 100-Patienten-Gruppe kann man von defekten ICCs ausgehen. Sind die ICCs in schlechter Verfassung, ist das in der Regel ein mikrozirkulatorisches Problem [in der Regel Diabetes, Anm. der Red.], deshalb verwenden wir hier Medikamente für eine verbesserte Durchblutung.
Die anderen 50 Patienten haben gut funktionierende ICCs und sind funktionell normal, aber dafür haben sie eine andere Art abnormaler Magenmotilität. Hier ist zu überprüfen, ob diese Patienten einen signifikanten Reflux haben. Falls ja, kann man die Gastroparese meist durch Fixierung des zu locker gewordenen unteren Ösophagussphinkters heilen.
Damit ist dieser Teil des Interviews fertig.
Unbehandelte Gastroparese kann zu Reflux führen, einschließlich Stillem Reflux.
Lies den nächsten Teil meines Interviews mit Dr. Mark Noar, um mehr die Rolle des Pylorus bei Reflux und Gastroparese zu erfahren.