Ein Zwerchfellbruch, auch Hiatushernie genannt, ist ein Risikofaktor, der Sodbrennen begünstigen kann. In diesem Artikel erfährst du, welchen Zusammenhang es zwischen Zwerchfellbruch und Sodbrennen gibt, welche Symptome damit einhergehen und wie ein Zwerchfellbruch diagnostiziert und behandelt wird.
Was ist ein Zwerchfellbruch?
Das Zwerchfell ist ein wichtiger Atemmuskel, der durch seine Kontraktion die Einatmung ermöglicht. Außerdem stellt es eine muskuläre Trennwand zwischen Brustraum und Bauchhöhle dar.
Es gibt jedoch einige Öffnungen im Zwerchfell – unter anderem an der Stelle, an der die Speiseröhre verläuft. Denn die Speiseröhre reicht vom Rachen bis zum Magen, wozwischen das Zwerchfell liegt. Die Öffnung im Zwerchfell, durch die die Speiseröhre führt, wird als Hiatus bezeichnet. Bei einem Zwerchfellbruch ist diese Öffnung vergrößert und der Magen sowie die Speiseröhre rutschen ein Stück nach oben.
Symptome eines Zwerchfellbruchs
Viele Menschen haben einen kleinen Zwerchfellbruch.
Ein kleiner Zwerchfellbruch selbst verursacht keine direkt spürbaren Symptome, begünstigt jedoch Reflux.
Der Zwerchfellbruch verändert den Winkel und Position der Speiseröhre im Vergleich zum Magen. Dies verringert die Funktionsfähigkeit des unteren Speiseröhrensphinkters, dessen Aufgabe es ist, Reflux zu verhindern.
Wenn saurer Reflux aus dem Magen regelmäßig die Speiseröhre reizt, kommt es typischerweise zu Sodbrennen und weiteren Symptomen. Wie bei anderen Ursachen äußert sich Reflux aufgrund eines Zwerchfellbruchs durch folgende Beschwerden:1
- Sodbrennen
- Übelkeit
- Völlegefühl
- Schluckbeschwerden
- Schmerzen in der Brust
- Bauchschmerzen
- Verstopfung oder Durchfall
- Bitterer oder saurer Geschmack im Mund
- Häufiges Aufstoßen
Diagnose eines Zwerchfellbruchs
Bei der Diagnose eines Zwerchfellbruchs kommen drei Methoden zum Einsatz: eine Magenspiegelung, eine Röntgenkontrastmitteluntersuchung und eine Manometrie.
Magenspiegelung
Eine Magenspiegelung wird oftmals zur Diagnose von Reflux durchgeführt und kann unter anderem einen Zwerchfellbruch detektieren.2
Bei einer Magenspiegelung wird ein Schlauch mit einer winzigen Kamera über Mund und Speiseröhre in den Magen des Patienten eingeführt. Somit lassen sich Speiseröhre und Magen optisch betrachten und Unregelmäßigkeiten feststellen.
Ein Zwerchfellbruch ist für den Arzt oft bereits in der Magenspiegelung zu erkennen.
Bariumbreischluck
Beim Bariumbreischluck handelt es sich um eine Röntgenkontrastmitteluntersuchung, bei der der Patient ein Kontrastmittel schluckt. Dadurch wird der Magen, die Speiseröhre und deren Position im Röntgenbild sichtbar.
Manometrie
Mittels Manometrie lassen sich der Druck und die Muskelbewegungen in der Speiseröhre bestimmen.3 Bei jedem Einatmen treten charakteristische Druckveränderungen in der Speiseröhre und Bauchhöhle auf, die sich mithilfe einer Manometrie messen lassen.
Wie ein Zwerchfellbruch Sodbrennen begünstigt
Die Speiseröhre durchläuft das Zwerchfell normalerweise in Höhe des unteren Speiseröhrenventils, dem unteren Ösophagussphinkter (UÖS). Dieser Sphinkter stellt die vielleicht wichtigste Refluxbarriere dar. Der Muskel muss sich im genau richtigen Moment öffnen, um Nahrung von oben durchzulassen. Gleichzeitig sollte er aber geschlossen bleiben, wenn Reflux von unten aus dem Magen gegen die Öffnung drückt.4
Das muskuläre Zwerchfell unterstützt den untere Ösophagussphinkter mechanisch von außen. Wenn die Speiseröhre aufgrund eines Zwerchfellbruchs ein Stück nach oben rutscht, verschiebt sich so auch der untere Ösophagussphinkter nach oben und diese mechanische Unterstützung fällt weg. Dadurch kann Reflux leichter in die Speiseröhre gelangen.
Ein Zwerchfellbruch stellt allerdings nur einen von vielen Risikofaktoren für die Bildung von Reflux dar. Nur weil du einen Zwerchfellbruch erlitten hast, bedeutet das nicht, dass automatisch Reflux entsteht. Außerdem tritt ein Zwerchfellbruch häufig auf und viele Menschen wissen gar nicht, dass bei ihnen eine Hiatushernie vorliegt, da sie keinen Reflux haben. Laut einer Studie sind nur 50% der Personen mit Zwerchfellbruch von Reflux betroffen.5
Zudem spielt die Größe des Zwerchfellbruchs eine erhebliche Rolle. Je größer der Bruch, desto größer auch dessen Einfluss auf den Reflux.
Selbst wenn du also starken Reflux hast und unter ständigem Sodbrennen leidest, kannst du die Erkrankung trotz eines Zwerchfellbruchs unter Kontrolle bekommen. Wir zeigen dir, wie du dabei am besten vorgehst.
Behandlung von Reflux bei einem Zwerchfellbruch
Wie bei einer grundlegenden Reflux-Erkrankung existieren auch bei einem durch einen Zwerchfellbruch ausgelösten Sodbrennen drei Behandlungsansätze: die medikamentöse Behandlung mittels säurereduzierender Medikamente, operative Maßnahmen, sowie die Vermeidung von Risikofaktoren.
Medikamentöse Behandlung – nicht langfristig geeignet
Mit säurereduzierenden Medikamenten wie Protonenpumpenhemmern (PPIs) lassen sich Refluxsymptome meist schnell unter Kontrolle bringen.6 Die Mittel vermindern jedoch nicht den Reflux, sondern machen ihn nur weniger sauer. Das kann bei Sodbrennen vorübergehend helfen.
Im Artikel über die geeigneten Medikamente bei Sodbrennen erfährst du im Detail, warum sich Medikamente zur langfristigen Behandlung von Reflux nur selten eignen.
Behebung eines Zwerchfellbruchs mittels Fundoplicatio in schwerwiegenden Fällen
Ein Zwerchfellbruch kann mit einer Operation korrigiert werden.
In der Regel wird das mit einer Antirefluxoperation kombiniert, der sogenannten Fundoplicatio. Die Fundoplicatio ist die etablierteste Operation bei Reflux, die unabhängig eines Zwerchfellbruchs durchgeführt wird. Dabei wird der obere Teil des Magens in Höhe des unteren Ösophagussphinkters um die Speiseröhre gewickelt. Dadurch wird der Sphinkter mechanisch unterstützt und Reflux sowie Symptome wie Sodbrennen werden verhindert.
Während der Fundoplicatio wird ohnehin bereits am gleichen Bereich operiert, wie zum Beheben des Zwerchfellbruchs. Die Reparatur des Zwerchfellbruchs selbst ist relativ simpel. In der Regel wird daher direkt die Fundoplicatio mit der Zwerchfellbruchreparatur kombiniert.7
Eine Operation ist allerdings nur in besonders schweren Fällen notwendig. Da eine Operation jedoch immer Risiken mit sich bringt, sollte sie nur durchgeführt werden, wenn alle anderen Maßnahmen erfolglos blieben.
Vermeidung anderer Risikofaktoren – die sinnvollste Option
In fast allen Fällen lässt sich Reflux trotz eines Zwerchfellbruchs auch ohne chirurgische Maßnahmen kontrollieren. Denn wie bereits erwähnt, handelt es sich bei einem Zwerchfellbruch nur um einen von vielen Risikofaktoren, die Reflux begünstigen. Gelingt es dir, alle anderen negativen Einflüsse weitestgehend zu beseitigen, stellt der Zwerchfellbruch an sich mit hoher Wahrscheinlichkeit kein Problem mehr dar.
Zu den Risikofaktoren von Reflux gehören:
- Körperliche Risikofaktoren wie Übergewicht:8 Bauchfett drückt auf den Magen und erhöht somit den Magendruck. Dadurch steigt der Druck von unten auf den unteren Ösophagussphinkter, der in der Folge leichter Reflux durchlässt. Gewichtheben oder zu enge Kleidung kann Reflux und damit auch Sodbrennen auf ähnliche Weise begünstigen.
- Ernährungsbedingte Risikofaktoren: Zu große oder späte Mahlzeiten, fettiges Essen und das Verspeisen von Lebensmitteln, die den untere Ösophagussphinkter entspannen, wie z. B. Kaffee und Schokolade, zählen dazu.9,10,11
- Medikamentöse Risikofaktoren: Viele Medikamente beeinflussen die Verdauung oder die Funktion des unteren Ösophagussphinkters.12,13,14
- Psychische Risikofaktoren: Stress und andere psychische Faktoren können Reflux verstärken, gelten aber in der Regel nicht als einzige Ursache der Krankheit.15
In meinem Buch “Schluss mit Sodbrennen” erfährst du im Detail, wie du Risikofaktoren vermeidest und deinen Reflux so schnell wie möglich unter Kontrolle bekommst.
Quellen
1. Symptoms & Causes of GER & GERD | NIDDK. https://www.niddk.nih.gov/health-information/digestive-diseases/acid-reflux-ger-gerd-adults/symptoms-causes. Accessed January 30, 2020.
2. Gastroscopy – NHS. https://www.nhs.uk/conditions/gastroscopy/. Accessed January 30, 2020.
3. Mello M, Gyawali CP. Esophageal Manometry in Gastroesophageal Reflux Disease. Gastroenterology Clinics of North America. 2014;43(1):69-87. doi:10.1016/j.gtc.2013.11.005
4. Hershcovici T, Mashimo H, Fass R. The lower esophageal sphincter. Neurogastroenterology & Motility. 2011;23(9):819-830. doi:10.1111/j.1365-2982.2011.01738.x
5. Petersen H, Johannessen T, Sandvik AK, et al. Relationship between Endoscopic Hiatus Hernia and Gastroesophageal Reflux Symptoms. Scandinavian Journal of Gastroenterology. 1991;26(9):921-926. doi:10.3109/00365529108996243
6. Hrelja N, Zerem E. Proton pump inhibitors in the management of gastroesophageal reflux disease. Medicinski arhiv. 2011;65(1):52-55. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21534455. Accessed January 30, 2020.
7. DEMEESTER TR, BONAVINA L, ALBERTUCCI M. Nissen Fundoplication for Gastroesophageal Reflux Disease. Annals of Surgery. 1986;204(1):9-20. doi:10.1097/00000658-198607000-00002
8. Festi D, Scaioli E, Baldi F, et al. Body weight, lifestyle, dietary habits and gastroesophageal reflux disease. World Journal of Gastroenterology. 2009;15(14):1690. doi:10.3748/wjg.15.1690
9. Nebel OT, Castell DO. Inhibition of the lower oesophageal sphincter by fat a mechanism for fatty food intolerance. Gut. 1973;14(4):270-274. doi:10.1136/gut.14.4.270
10. Murphy DW, Castell DO. Chocolate and heartburn: evidence of increased esophageal acid exposure after chocolate ingestion. The American journal of gastroenterology. 1988;83(6):633-636. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/3376917. Accessed January 30, 2020.
11. Thomas FB, Steinbaugh JT, Fromkes JJ, Mekhjian HS, Caldwell JH. Inhibitory effect of coffee on lower esophageal sphincter pressure. Gastroenterology. 1980;79(6):1262-1266. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/7002705. Accessed February 6, 2020.
12. RUSZNIEWSKI P, SOUFFLET C, BARTHÉLÉMY P. Nonsteroidal anti-inflammatory drug use as a risk factor for gastro-oesophageal reflux disease: an observational study. Alimentary Pharmacology & Therapeutics. 2008;28(9):1134-1139. doi:10.1111/j.1365-2036.2008.03821.x
13. Leppert W. The impact of opioid analgesics on the gastrointestinal tract function and the current management possibilities [Polish version: Wpływ opioidowych środków przeciwbólowych na czynność układu pokarmowego oraz aktualne możliwości postępowania terapeutycznego p. 132]. Współczesna Onkologia. 2012;2:125-139. doi:10.5114/wo.2012.28792
14. Lazenby JP, Guzzo MR, Harding SM, Patterson PE, Johnson LF, Bradley LA. Oral Corticosteroids Increase Esophageal Acid Contact Times in Patients With Stable Asthma. Chest. 2002;121(2):625-634. doi:10.1378/chest.121.2.625
15. Song EM, Jung H-K, Jung JM. The Association Between Reflux Esophagitis and Psychosocial Stress. Digestive Diseases and Sciences. 2013;58(2):471-477. doi:10.1007/s10620-012-2377-z