Stiller Reflux Hausmittel: Was funktioniert & was nicht

Ich habe mich lange Zeit gescheut, einen Artikel zum Thema Hausmittel gegen Stillen Reflux zu schreiben.

Warum?

Weil generell unglaublich viel Unsinn online zum Thema publiziert wird.

Es gibt ein paar Hausmittel, welche wirklich helfen. Die meisten Artikel werfen aber einfach massenhaft Mittelchen, Kräuterchen, Tees, oder Lebensmittel in den Raum, ohne dass es klare Belege gibt, warum diese Substanz denn nun den Stillen Reflux heilen sollen. Aber kann ja trotzdem immer sein, dass da was dabei ist, was eben doch hilft, nur dass es halt keine klaren wissenschaftlichen Belege gibt. Mich hat es dann gescheut, 20-mal schreiben zu müssen, “nein, das bringt nichts, aber vielleicht ja doch?” Für mich sind solche Artikel immer unglaublich wenig hilfreich, weil sie einem am Ende dann doch mit massenhaft angerissenen Optionen alleingelassen, ohne klarzumachen, was man denn jetzt am ehesten ausprobieren sollte.

Zudem ist mein Problem bei Hausmitteln immer, dass sie Betroffene stark davon ablenken, was wirklich hilft, wie beispielsweise eine angepasste Ernährung. Insbesondere das Vermeiden der wichtigsten Auslöserlebensmittel, kleinere Mahlzeiten und Schlafen mit erhöhtem Bettende reicht für viele Betroffene bereits, um ihre Stiller Reflux Symptome zu beseitigen. Für alle anderen gibt es weitere Maßnahmen, die auch hartnäckige Symptome unter Kontrolle bringen können. Aber ich kenne das selbst. Es ist leicht, sich von den wichtigsten Maßnahmen ablenken zu lassen. Ich hätte schließlich nicht Refluxgate gegründet, wenn ich nicht dazu neigen würde, mich in Recherchen zu Details zu verlieren, haha!

Aber da mittlerweile eine große Masse an (schlechten) Artikel zum Thema Hausmittel bei Stillem Reflux online zu finden sind, denke ich, ich sollte eben jetzt doch einen Übersichtsartikel zu dem Thema Hausmittel bei Sodbrennen widmen, um mit einigen Mythen auszuräumen. Gleichzeitig aber auch, um zu zeigen, welche Dinge wirklich funktionieren. Ein paar der Hausmittel nutze ich selbst.

Super: Empfehlenswerte Hausmittel

Kaugummi kauen

Mein Hausmittel Nummer 1 bei stillem Reflux. Ich habe auch einen kompletten Artikel zum Nutzen von Kaugummikauen bei stillem Reflux geschrieben. Das Kauen von Kaugummi regt die Speichelproduktion an. Speichel ist die natürliche Abwehrbarriere des Körpers gegen Reflux und “spült” den Stillen Reflux quasi weg. Am besten hilft Kaugummikauen nach den Mahlzeiten, wenn die Refluxbelastung am höchsten ist.

Es gibt sogar eine Studie, welche sich mit dem Effekt von Kaugummikauen bei stillem Reflux befasst hat.

WICHTIG: keine Fruchtgummis verwenden. Diese sind sauer und reduzieren dadurch den nutzbringenden Effekt, da das Ziel ist, mit dem Kaugummikauen den pH-Wert im Rachen zu erhöhen. Pfefferminze ist in Ordnung, entgegen manchen Empfehlungen. Es wird oftmals behauptet, Minze bei Reflux zu vermeiden. Das gilt aber für frische Minze und größere Mengen. Die kleinen Mengen Minzaroma in Kaugummi sind keinerlei Problem. Das ist auch durch Studien erwiesen! Mehr dazu auch im Artikel zum Kaugummikauen bei stillem Reflux.

Alkalisches Wasser

Damit ist Wasser mit einem basischen pH-Wert gemeint. Der einfachste und auf Dauer billigste Weg ist, sich einfach eine Wasserkanne mit alkalischem Filter zu kaufen. Die Filter enthalten alkalische Mineralien, welche das Wasser basisch machen.

Der Nutzen: ab einem pH-Wert von 8.8 wird Pepsin dauerhaft deaktiviert. Pepsin ist das Magenenzym, von dem man mittlerweile weiß, dass es vermutlich der Hauptverursacher der stiller Reflux Symptome ist. Nicht Magensäure, wie man früher dachte.

Wie lange Pepsin sich in Hals und Atemwegen hält, ist unklar. Möglicherweise einige Stunden. In dieser Zeit schädigt Pepsin die Schleimhäute und verursacht so die Stiller Reflux Symptome. Das Trinken von alkalischem Wasser hilft, dass Pepsin bereits vorher “ausgespült wird”.

Selbst wenn dein Wasser nicht den Schwellenwert von pH 8.8 erreicht, so hilft leicht alkalisches Trinkwasser trotzdem, das Schadpotential von Pepsin zu reduzieren. Pepsins Aktivität und somit schädigendes Potenzial ist abhängig vom Säureniveau seiner Umgebung. Umgekehrt gilt auch, dass leicht saures Trinkwasser stillen Reflux (etwas) verstärken kann. Ein alkalischer Filter ist also in jedem Fall hilfreich.

Alkalisches Wasser ist wohlgemerkt kein Wundermittel und auch keine Heilung. Der Grund, warum ich es wärmstens empfehle ist, dass Aufwand und Kosten gering sind. Hat man einmal den Filter bezahlt (der in der Regel viele Monate hält), füllt man die Wasserkanne einfach regelmäßig mit Wasser aus dem Hahn und trinkt es anstatt normalem Trinkwasser. Fertig. Es ist also ein Hausmittel, dass mit sehr geringem Zusatzaufwand “automatisch” angewendet wird, denn wir alle trinken ohnehin bereits Wasser.

Es gibt Filter verschiedener Marken. Ich benutze derzeit eine Marke aus den USA, den ich dort vor Ort gekauft habe, die aber in Deutschland nicht verfügbar ist. An dem Filter ist jetzt nichts besonders, das ihn irgendwie besser machen würde als einen Filter aus Deutschland, aber er funktioniert und ich habe ihn bereits.

Eine Variante in Europa, die ich aber selbst nicht getestet habe, ist dieser Filter. Den würde ich kaufen, falls mein derzeitiger Filter den Geist aufgibt. Achtung: man muss die Kanne bei dem verlinkten Filter extra kaufen (siehe in der verlinkten Artikelbeschreibung – dort steht unten, welche Marken kompatibel mit dem Filter sind).

Wenn du besorgt bist, dass dir ein Fake-Filter verkauft wird (passiert manchmal auf Amazon, aber nicht oft), der gar nichts macht, dann kannst du im Zweifel dein gefiltertes Wasser mit einem Lackmusstreifen messen. Das ist sehr einfach. Lackmuspapier misst den pH-Wert. Nicht besonders genau, aber ausreichend, um zu wissen, ob das Wasser alkalisch ist. Du tunkst den Streifen einfach in ein Glas Wasser und vergleichst die resultierende Farbe des Streifens mit der Farbtabelle auf der Packung des Lackmuspapiers.

Wenn du gute Erfahrungen mit anderen Filtern gemacht hast, dann schreib mir gerne eine Mail: gerrit@refluxgate.de.

Ingwer

Ingwer wird oft als entzündungshemmend beschrieben.

Manche Personen mit stillem Reflux finden, dass Ingwer, beispielsweise in Form von Ingwertee, ihre Symptome etwas lindert. Ich vermute, es ist die sanfte, warme Schärfe des Ingwers, welche den Effekt hervorruft. In vielen Krankheiten finden Betroffene, dass ein leichtes, warmes Brennen als lindernd auf andere, unangenehme Reize wirkt.

Manche Betroffene von stillem Reflux berichten dagegen, dass sie Ingwer als unangenehm, oder reizend empfinden. Man muss es einfach ausprobieren. Mir hat Ingwertee in der Vergangenheit geholfen, als ich meine Symptome noch nicht unter Kontrolle hatte. Nur wenn ich es übertrieben hatte mit der Schärfe, dann hatte ich das Gefühl, dass die Reizungen verstärkt wurden. Also, wenn ich mir zu starken Ingwertee gemacht hatte und ihn zu oft trank.

Kamillentee

Kamillentee beruhigt die Verdauung und kann daher einen positiven Effekt auf den stillen Reflux haben. Man sollte nicht unbedingt einen Effekt erwarten, aber ich sehe auch keine potenziellen Nachteile. Ich führe aber Kamillentee in der “Super Hausmittel” Kategorie, da er im Gegensatz zu anderen oft “Hausmittel” genannten Dingen wirklich bei fast jedem im Haus zu finden ist, günstig ist, und viele Personen Kamillentee ohnehin gerne trinken.

Aloe vera (frisch)

Aloe vera Gel direkt aus dem Blatt der Pflanze kann bei der Behandlung von Refluxerkrankungen wie GERD und LPR eine heilsame Wirkung auf die chemisch gereizten Schleimhäute haben.

Du brauchst das tatsächliche Gel aus der Aloe-Vera Pflanze, um den nutzbringenden Effekt zu bekommen. Du kannst das Gel beispielsweise in Smoothies verwenden. Fertige Aloe vera Drinks aus der Flasche eignen sich meiner Erfahrung nach nicht. Das sind eher Erfrischungsgetränke mit Aroma. Oft sind diese Fertiggetränke zudem sauer, was bei stillem Reflux keinen Sinn macht.

OK: Hausmittel, die man mal probieren kann

Probiotika

Einige Experten glauben, dass Probiotika bei stillem Reflux helfen können, auch wenn die Studienlage dazu noch dünn ist. Möglicherweise unterstützen sie die gesamte Verdauung und fördern die Darmmotilität. Wunder sind nicht zu erwarten, aber vielleicht kann die Darmflora etwas profitieren, was einen positiven Effekt auf stillen Reflux haben kann. Alles, was positive auf die Verdauung wirkt, kann auch stillen Reflux potenziell indirekt verbessern. Ich glaube nicht, dass jeder einen positiven Effekt bekommen wird, sondern vermutlich nur Leute, die ohnehin bereits Verdauungsprobleme durch eine aus der Balance geratene Darmflora haben.

Kurkuma

Kurkuma soll entzündungshemmend sein und die Verdauung fördern. Kurkuma wird öfter als Hausmittel bei Reflux empfohlen. Ich persönlich habe nie einen Effekt gesehen, aber da Kurkuma ohnehin ein Gewürz ist, warum nicht beim Kochen verwenden, wenn es einem ohnehin schmeckt.

Manuka-Honig

Dieser spezielle Honig aus Neuseeland hat antibakterielle und entzündungshemmende Eigenschaften.

Eine kleine Studie zu klassischem Speiseröhrenreflux hat einen erstaunlich starken Heilungseffekt nach einer Einnahme über 4 Wochen: Gewebeuntersuchungen der Speiseröhrenschleimhaut vor und nach der Behandlung zeigten, dass sich der Zustand bei 73,3 % der Manuka-Gruppe verbesserte, verglichen mit einer deutlich geringeren Verbesserungsrate in der Placebo-Gruppe.

Für stillen Reflux gibt es keine vergleichbaren Studien. Aber ich finde den Effekt des Manuka-Honig erstaunlich, da die Verbesserung eher auf einem Niveau ist, die man von einem Refluxmedikament erwarten würde, nicht von einem natürlichen Produkt.

Makuna-Honig ist recht teuer für ein Hausmittel, deswegen landet er nur auf der OK Liste der Hausmittel. Du findest den Honig auf Amazon. Ich bin generell eher ein Fan davon, Geld in eine bessere Ernährung zu stecken, als in Hausmittel. Aber ich würde den Honig auf jeden Fall mal ausprobieren, basierend auf den wirklich interessanten Studienergebnissen.

Du kannst den Honig einnehmen, wie es dir passt. Etwa einen Teelöffel vor oder nach dem Essen, einen Teelöffel in heißem Wasser mit Tee, oder vor dem Schlafengehen.

Finger weg: Diese Hausmittel sind sogar schädlich bei stillem Reflux!

Leider wird teils online Unsinn zu Hausmitteln bei stillem Reflux verbreitet, der sogar schädlich ist. Das liegt unter anderem auch daran, dass es einfacher für Webseiten ist, unter den Top-Resultaten auf Google zu landen, wenn sie längere, ausführlichere Artikel schreiben. Das Problem ist, dass Autoren dann gerne einfach massenhaft Hausmittel aufzählen, oder erfinden, aber sich nicht die Arbeit machen wollen, zu allen dann wirklich zu recherchieren, ob die denn überhaupt Sinn bei stillem Reflux machen. Einfach, damit der Artikel länger wird und einen besseren Eindruck für Google erzeugt. Bedauerlicherweise verbreiten diese Autoren dann aus Unwissenheit oft sogar Hausmittel, welche Stillen Reflux verschlimmern können.

Hier sind einige manchmal empfohlene Mittel, von denen man mit Stillem Reflux die Finger lassen sollte:

Hausmittel, die nicht sinnvoll bei stillem Reflux sind

Manche Hausmittel werden empfohlen, ohne dass klar wird, warum sie helfen sollen. Meist werden nur oberflächliche Standardbegründungen gegeben, wie dass sie antiinflammatorisch wirken, ohne Daten, oder Beweise, wie und warum das denn einen Unterschied für den stillen Reflux macht. Stiller Reflux ist eine chemische Reizung durch Magensaft, was sich nicht durch eine dezente antiinflammatorische Wirkung beseitigen lässt.

Aber die Hausmittel in dieser Sektion schaden auch nicht, im Gegensatz zu den weiter oben genannten. Es ist nur nicht klar, warum manche Autoren denn meinen, sie empfehlen zu müssen, gegenüber all den besseren Optionen, die zur Verfügung stehen.

Du findest in dieser Sektion auch viele Lebensmittel. Normalerweise würde ich auf solche Lebensmittel gar nicht eingehen, da ein Hausmittel etwas ist, das eher eine medizinische Wirkung hat, nicht etwas, was einfach zur normalen Ernährung gehört.

Bananen und Papaya sind beispielsweise zwei sehr verträgliche Obstsorten. Ich empfehle sie bei stillem Reflux. Das heißt aber nicht, dass du durch das Essen besonders vieler Bananen weniger stillen Reflux haben wirst, als bei einem normalen Konsum. Viel eher vermeiden solche Obstsorten einfach nur die Verschlimmerung des stillen Reflux, indem man sie anstatt typischer Triggerlebensmittel verzehrt. Manchmal wird auch gesagt, dass manche Lebensmittel, wie auch Bananen, schleimbildend wirken und so stillen Reflux reduzieren. Ich habe aber noch nie eine Studie gesehen, welche diesen Effekt beweisen würde. Es spiegelt auch nicht meine persönliche Erfahrung wider.

Generell darfst du diese Lebensmittel gerne bei stillem Reflux essen! Viele sind gut bei stillem Reflux geeignet, da gut verträglich. Sie deswegen aber als Hausmittel aufzubauschen, macht aber keinen Sinn. Es sind einfach gesunde Lebensmittel. Sie helfen Reflux zu vermeiden, aber behandeln ihn nicht.

• Natron: Vermutlich das “klassischste” Hausmittel bei Sodbrennen. Nicht geeignet für stillen Reflux.
  
  Das Hausmittel Natron wurde schon lange vor der Entwicklung moderner Antazida gegen Sodbrennen eingesetzt. Es neutralisiert die Magensäure ähnlich wie Antazida, jedoch schwächer und mit mehr Nebenwirkungen. Natron produziert im Magen große Mengen Gas, wenn es auf die Magensäure trifft, was wiederum Reflux verstärkt. Insofern erkauft man sich einen möglichen leichten kurzfristigen Vorteil mit mehr Reflux. Das macht wenig Sinn. Insbesondere nicht bei stillem Reflux, da hier die Symptome chronisch sind, nicht akut.
  
  Ich habe Natron in der Vergangenheit genutzt, um mir alkalisches Wasser zu mischen, nutze aber mittlerweile nur noch basische Wasserfilter (siehe weiter oben), da sie viel besser funktionieren, ohne die Nebenwirkungen von Natron.
  
  Natron ist sehr reich an Natrium, was bei häufiger Anwendung oder für Menschen mit Bluthochdruck problematisch sein kann. Auch ein Ungleichgewicht des Säure-Basen-Haushalts ist möglich, so wie des Wasserhaushalts. Ich rate vom Gebrauch als Hausmittel ab.
• Milch: soll kurzfristig die Säure ausgleichen, aber der Effekt ist minimal. Nicht hilfreich als Hausmittel, aber davon abgesehen für die meisten Menschen verträglich bei stillem Reflux (außer du bist laktoseintolerant).
• Brot: soll Säure im Magen aufsaugen. Macht keinen Sinn, denn der Magen produziert einfach Säure nach und nun hat man noch mehr im Magen, was noch mehr Reflux verursacht. Ein Teufelskreis. Null Effekt bei stillem Reflux, da die Symptome im Gegensatz zu Sodbrennen nicht akut sind. Davon abgesehen ist insbesondere Vollkornbrot aber gut verträglich bei stillem Reflux.
• Haferflocken: gleiches Prinzip wie bei Brot. Davon abgesehen aber sehr verträglich bei stillem Reflux. Also ein sinnvolles Lebensmittel.
• Papaya: soll antiinflammatorisch sein. Aber stiller Reflux ist eine chemische Reizung durch Magenenzyme und Säure. Das lässt sich nicht mit einer leicht antifinflammatorischen Wirkung eines Lebensmittels lösen. Aber du kannst sehr gerne Papaya bei stillem Reflux Reflux essen, da es eine sehr verträgliche und säurearme Frucht ist!
• Bananen: sehr gut verträglich bei stillem Reflux, außer für circa 5 % der Betroffenen, für die sie ein Auslöser darstellt (aus unbekannten Gründen). Aber kein Hausmittel, nur ein gut verträgliches und säurearmes Obst.
• Rosinen
• Petersilie
• Süßholzwurzel: es gibt zwar Studien, dass Süßholzwürzel positiv auf Reflux wirken könnte, aber nur geringfügig. Die Studienqualität ist auch eher gering. Das Geld sollte man sich sparen und für bessere Lebensmittel ausgeben (was für die meisten Nahrungsergänzungsmittel gilt).