Barrett Ösophagus ist eine Erkrankung der Speiseröhre, die als Folge einer gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD) entstehen kann.1 Behandlungsansätze zielen in der Regel darauf ab, den zugrunde liegenden Reflux zu kontrollieren. Da Barrett Ösophagus meist in fortgeschrittenem GERD-Stadium entsteht, erfordert eine erfolgreiche Behandlung konsequente Maßnahmen. Oftmals ist eine Kombination mehrerer Ansätze notwendig, um den Reflux effektiv einzudämmen.
Da Barrett Ösophagus zu Speiseröhrenkrebs führen kann, sind auch regelmäßige Kontrolluntersuchungen Teil der Behandlung.
Nicht alle Betroffenen von Barrett Ösophagus leiden unter den typischen Refluxsymptomen wie Sodbrennen.2 Zwar ist Barett Ösophagus eine fortschritten Form der Refluxerkrankung. Jedoch geht in diesem Stadium manchmal die Schmerzempfindlichkeit der Speiseröhre zurück. Das kann den trügerischen Eindruck für Betroffene erwecken, dass sich der Zustand verbessert, obwohl das Gegenteil der Fall ist.
Wie Barrett Ösophagus entsteht
Wenn Reflux aus dem Magen aufsteigt und das Innere der Speiseröhre schädigt, muss der Körper diese Schäden reparieren. Bei einem gesunden Menschen ist die Speiseröhre mit sogenannten Plattenepithelzellen ausgekleidet. Werden diese beschädigt, ersetzt der Körper sie normalerweise durch weitere Plattenepithelzellen. Manchmal kommt es jedoch vor, dass die Zellen durch eine besondere Art ersetzt werden, die eher den Zellen ähnelt, die im Darm vorkommen. Diese Zellen sind als Zylinderepithelzellen bekannt.3
Prinzipiell bleiben diese Veränderungen unproblematisch und rufen keine Symptome hervor. Allerdings besteht ein geringes Risiko, dass aus den Zylinderepithelzellen Krebszellen entstehen.
An dieser Stelle werden manche Leser panisch und denken sofort, sie werden an Krebs sterben, nur weil sie Reflux haben. Aber Reflux ist häufig. Nur bei einem sehr kleinen Teil der Betroffenen führt es zu Krebs, aber es ist eben eine mögliche Folge. Es sollte weder auf die leichte Schulter genommen werden noch zu Panik führen. Hat man dagegen bereits Barett Ösophagus, so ist klar, dass man einen chronischen Reflux und bereits sichtbare Schäden der Speiseröhre hat, sodass es Zeit für energische Maßnahmen gegen den Reflux ist.
Behandlung des zugrunde liegenden Refluxes
Es gibt im Wesentlichen drei Ansätze bei der Refluxbehandlung: Medikamente, eine Anpassung der Ernährung und Operationen.
Medikamente – reduzieren nicht den Reflux
Medikamente, die den pH-Wert im Magen erhöhen, gehören zur Standardbehandlung von Reflux. Sie verhindern aber nicht die Entstehung von Reflux, sondern machen ihn nur weniger sauer. Säure ist jedoch nicht der einzige Refluxbestandteil, der die Speiseröhre reizt. Reflux enthält zudem Magenenzyme und Galle, die die Speiseröhre ebenfalls angreifen.
PPIs – häufig verschriebene Refluxmedikamente
Protonenpumpenhemmer (PPIs) sind die am häufigsten verschriebenen Medikamentengruppe bei Reflux. Sie wirken, indem sie die Säureproduktion im Magen hemmen. Die Popularität der PPIs erklärt sich dadurch, da sie das häufigste Symptom von Reflux, Sodbrennen, enorm und sehr zuverlässig lindern.4
Ob eine Behandlung allein mit PPIs bei Barrett Ösophagus das Risiko für Speiseröhrenkrebs senken kann, ist wissenschaftlich nicht eindeutig belegt. Jedoch scheinen sie in Kombination mit Aspirin einen Vorteil zu bringen. Eine großangelegte Studie mit 2.557 Barrett-Ösophagus-Patienten hat gezeigt, dass eine Therapie mit einer hohen Dosis des Protonenpumpenhemmers Esomeprazol in Kombination mit Aspirin das Risiko für Speiseröhrenkrebs vermindern kann. 9% der Patienten, die mindestens acht Jahre lang mit 2 Mal täglich 40 mg Esomeprazol plus Aspirin behandelt wurden entwickelten Speiseröhrenkrebs. Hingegen entwickelten 14,1% der Patienten, die mit nur 20 mg Esomeprazol täglich ohne Aspirin behandelt wurden, Speiseröhrenkrebs. Bei langfristiger Anwendung kann eine hohe Dosis eines PPIs in Kombination mit Aspirin also das Risiko für Speiseröhrenkrebs verringern.5
Meine persönliche Empfehlung: Geh davon aus, dass PPIs zwar Symptome unterdrücken können, insbesondere Sodbrennen. Allerdings wird sich vermutlich der Reflux mit der Zeit trotzdem verschlimmern, da du nicht den Reflux selbst beseitigt hast. Die Speiseröhre könnte auf Dauer trotzdem geschädigt werden. PPIs reduzieren nur die Säure, welche die Magenschleimhaut reizt und den Schmerz hervorruft. Zudem solltest du bedenken, dass PPIs in letzter Zeit immer mehr in Kritik geraten sind, wenn sie als Langzeittherapie eingesetzt werden, da sie insbesondere bei Dauereinsatz zu Nebenwirkungen führen können.
Die Ernährung anpassen – eine sinnvolle Maßnahme
Da Reflux oft durch falsche Essgewohnheiten entsteht, erweist sich eine Anpassung der Ernährung als eine sehr effektive Maßnahme, um Reflux zu vermindern.
So können insbesondere große, fettreiche Mahlzeiten oder auch Speisen am späten Abend Reflux auslösen. Zudem sind bestimmte Lebensmittel wie Kaffee, Schokolade und Alkohol bekannte Refluxtrigger.
Hast du bereits einen Barett Ösophagus, solltest du unbedingt darüber nachdenken, zusätzlich zu jeglichen andere Therapiemaßnahmen auch über eine Umstellung der Ernährung nachzudenken.
Im Artikel über die Ernährung bei Barrett Ösophagus erfährst du mehr darüber, mit welchen Ernährungsmaßnahmen sich Reflux kontrollieren lässt.
Operationen – der letzte Ausweg für schwerwiegende Fälle
Eine Refluxoperation kann das Aufkommen von Reflux minimieren. Da eine Operation jedoch immer das Risiko für Komplikationen mit sich bringt, ist dieser Schritt nur in schwerwiegenden Fällen zu empfehlen und erst dann, wenn alle anderen Maßnahmen fehlschlagen. Jedoch sind Patienten mit Barett Ösophagus definitiv in einer Patientengruppe, bei der man eher darüber nachdenkt, ob eine OP Sinn macht, da der Reflux bei ihnen chronisch ist und bereits klare Schäden verursacht hat.
Zur Bekämpfung von Reflux hat sich bereits seit langem die Fundoplicatio etabliert, ein Eingriff, bei dem der obere Teil des Magens um die Speiseröhre gewickelt wird. Dadurch erhält der untere Ösophagussphinkter (UÖS) eine mechanische Unterstützung. Dabei handelt es sich um eine Art Ventil am unteren Ende der Speiseröhre, das eine wichtige Refluxbarriere darstellt.
Regelmäßige Kontrolluntersuchungen zur Krebsvorsorge
Da Barrett Ösophagus trotz Refluxbehandlung zu Speiseröhrenkrebs führen kann, werden periodische Kontrolluntersuchungen durchgeführt. Denn je früher Krebs oder dessen Vorstufen entdeckt werden, desto besser lässt sich die Erkrankung behandeln.
Bei einer Ösophaguskopie (Speiseröhrenspiegelung) wird ein langer Schlauch mit einer winzigen Kamera durch den Mund in die Speiseröhre eingeführt. Mit der Kamera lassen sich Veränderungen der Speiseröhre, wie sie bei Barrett Ösophagus stattfinden, erkennen. Außerdem können bei diesem Verfahren Gewebeproben entnommen werden, um die Zellen der Speiseröhre im Labor genauer zu untersuchen.
Bei Patienten mit Barrett Ösophagus wird eine solche Kontrolluntersuchung alle 3–5 Jahre durchgeführt. Wenn Vorstufen von Krebs vorliegen, alle 3–6 Monate. Je nach Stadium der Vorstufe werden die Zellen mithilfe eines endoskopischen Verfahrens entfernt.12
Eine vorsorgliche Entfernung der Zylinderepithelzellen ist indes nicht zu empfehlen, da die Wahrscheinlichkeit für Speiseröhrenkrebs selbst bei Patienten mit Barrett Ösophagus gering ausfällt. Die Rate liegt bei 0,1 bis 0,5 % pro Jahr.1
Quellen
1. Peters Y, Al-Kaabi A, Shaheen NJ, et al. Barrett oesophagus. Nature Reviews Disease Primers. 2019;5(1):35. doi:10.1038/s41572-019-0086-z
2. Ward EM, Wolfsen HC, Achem SR, et al. Barrett’s Esophagus Is Common in Older Men and Women Undergoing Screening Colonoscopy Regardless of Reflux Symptoms. The American Journal of Gastroenterology. 2006;101(1):12-17. doi:10.1111/j.1572-0241.2006.00379.x
3. Souza RF. Reflux esophagitis and its role in the pathogenesis of Barrett’s metaplasia. Journal of Gastroenterology. 2017;52(7):767-776. doi:10.1007/s00535-017-1342-1
4. Hrelja N, Zerem E. Proton pump inhibitors in the management of gastroesophageal reflux disease. Medicinski arhiv. 2011;65(1):52-55. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21534455. Accessed January 30, 2020.
5. Jankowski JAZ, de Caestecker J, Love SB, et al. Esomeprazole and aspirin in Barrett’s oesophagus (AspECT): a randomised factorial trial. The Lancet. 2018;392(10145):400-408. doi:10.1016/S0140-6736(18)31388-6
12. Bas Weusten A, Bisschops R, Coron E, et al. Endoscopic management of Barrett’s esophagus: European Society of Gastrointestinal Endoscopy (ESGE) Position Statement. 2017. doi:10.1055/s-0042-122140