Es ist schwer, einen Stiller Reflux Spezialisten zu finden, der sich wirklich gut mit der Krankheit auskennt.
Mittlerweile können, verglichen mit noch vor einigen Jahren, als ich auf Reluxgate begonnen hatte zu schreiben, mehr Ärzte mit den Symptomen des Stillen Reflux etwas anfangen. Trotzdem ist es nach wie vor schwierig, einen Facharzt zu finden, welcher sich wirklich dem Thema annimmt.
Warum ist das so?
Ein großes Problem bei Stillem Reflux ist, dass die Zuständigkeiten verschiedener medizinischer Spezialisierungen sich überlappen. Insbesondere die von Hals-Nasen-Ohrenarzt, Gastroenterologen und Pulmologen.
Zuständigkeit für Symptome: HNO und Lungenfacharzt
Die meisten Patienten mit Stillem Reflux spüren als erstes Symptom Heiserkeit und gehen daher zu einem Hals-Nasen-Ohren-Arzt (HNO). Manche Betroffene haben Asthma ähnelnde Symptome und besuchen deshalb einen Lungenspezialist (Pulmologe). Auch bei chronischem Husten werden Patienten manchmal an den Pulmologen verwiesen.
Der HNO oder Pulmologe kann jedoch nur schwer anhand der Symptome allein erkennen, dass es sich um Stillen Reflux handelt. Um Stillen Reflux sicher zu diagnostizieren, ist eine 24-Stunden pH-Messung nötig. Diese wird leider nur von manchen HNOs und Pulmologen angeboten, da solch eine Refluxmessung von vielen immer noch in der Zuständigkeit des Gastroenterologen gesehen wird, der für das Verdauungssystem zuständig ist.
Die Zuständigkeit für die Diagnose wird somit manchmal an den Gastroenterologen abgeschoben. Gleiches gilt oft für die Behandlung. Das wäre zunächst auch kein Problem, wenn diese Zuständigkeit klar von allen Gastroenterologen akzeptiert werden würde. Dem ist jedoch nicht so.
Zuständigkeit für die Ursache: Gastroenterologen (Arzt für Magen-Darm-Erkrankungen)
Gastroenterologen sind für das Verdauungssystem zuständig. Somit sind sie der klare Ansprechpartner für klassische Refluxsymptome wie Sodbrennen.
Bei Stillem Reflux sieht das Thema allerdings wieder schwieriger aus. Wer ist nun zuständig?
Was meiner Erfahrung und laut Leserzuschriften oft passiert ist, dass der Gastrologe eine Refluxmessung in der Speiseröhre macht. Doch wenn der Gastroenterologe nur nach klassischem Reflux in der Speiseröhre (GERD) sucht, dann interessiert er sich nur für größere Mengen an flüssigem Reflux. Denn kleine Mengen an Reflux und erst recht gasförmigem Reflux hält die Speiseröhre ohne Probleme stand. Jedoch ist diese Refluxmessung bei Stillem Reflux in der Regel unauffällig, da nur winzige Mengen Reflux aus dem Magen entweichen. Das Kernproblem bei Stillem Reflux ist, dass diese winzigen Mengen trotzdem Schaden anrichten, wenn sie es bis in die Atemwege schaffen.
Nur eine pH-Messung im Hals hat eine Aussagekraft darüber, ob ein Stiller Reflux vorliegt. Gleichwohl wird diese Rachenmessung bisher nur von sehr wenigen Gastroenterologen angeboten.
Zusätzlich macht der Gastroenterologe eventuell eine Magenspiegelung. Dabei wird auch die Speiseröhre auf optische Anzeichen für Reflux untersucht. Stiller Reflux hinterlässt jedoch keine Spuren in der Speiseröhre.
Somit wird vielen Patienten mit Stillem Reflux vom Gastroenterologen gesagt, dass aus seiner Sicht kein Reflux vorliegt. Für die Symptome in Hals oder Lunge werden sie zurück zum HNO bzw. Pulmologen geschickt.
Die Zuständigkeit wird hin- und hergeschoben
Was am Ende oft passiert ist: keiner sieht sich für die Stille Reflux Behandlung zuständig.
Die Refluxursache liegt im Zuständigkeitsbereich des Gastroenterologen. Die Symptome liegen aber im Bereich des HNOs oder Pulmologen.
Eigentlich bräuchten wir einen Spezialisten, der sich mit beiden Bereichen auskennt, um den Stillen Reflux zu behandeln. Die vorhandenen Fachärzte sind bereits zu spezialisiert.
Kaum ein Arzt hat das gesamte nötige Wissen
Es gibt zwar Ärzte, die sich selbst Fachwissen über beide Bereiche und entsprechende Therapien angeeignet haben.
Diese sind jedoch die Ausnahme. Denn dazu muss sich eine der Fachrichtungen über ihre bisher klassischen Grenzen weiterbilden.
Wer einfach zu einem Facharzt in seiner Nähe geht, muss Glück haben, um an einen solch umfassend ausgebildeten Spezialisten zu gelangen. Es ist sehr schwierig, jemanden zu finden, der einen von Anfang bis Ende bei der Diagnose und Behandlung von Stillem Reflux begleiten kann.
Keine Zeit für umfangreiche Diagnose
Die Diagnose des Stillen Reflux ist komplex und kann den Arzt viel Zeit kosten. Insbesondere, wenn er sich mit Ärzten anderer Fachrichtungen besprechen soll, die ebenfalls in die Diagnose und Behandlung eingebunden werden sollen.
Dafür ist im gesetzlichen Versicherungssystem keine Zeit. Pro Arzt kommen dermaßen viele Patienten jeden Tag, dass zeitaufwendige Stiller Reflux Patienten in der Regel nicht die Zeit beim Spezialisten bekommen, welche sie für eine zufriedenstellende Konsultation benötigen würden. Das ist nicht die Schuld der Ärzte, sondern unseres Gesundheitssystems.
Die Frage ist, wie gehen Patienten mit den Unzulänglichkeiten des Gesundheitssystems um? Ich bin der Überzeugung, Patienten müssen selbst mehr Eigenverantwortung übernehmen, wenn sie eine zufriedenstellende Diagnose und Behandlung ihrer Symptome wollen. Sie müssen sich bereits vor Arztterminen darüber klar sein, was vermutlich die nächsten Schritte sein können. So kann ein Stiller Reflux Spezialisten aufgesucht werden, welcher diese Optionen anbietet. Weißt du beispielsweise bereits, dass du eine pH-Messung im Hals benötigst, so macht es wenig Sinn, Wochen oder gar monatelang auf einen Termin bei einem Facharzt zu warten, der diese Messung gar nicht anbietet.
Auf Refluxgate findest du detaillierte Informationen, die dir bei der Diagnose und Behandlung von Stillem Reflux helfen.
Zudem ist es möglich, bereits frühzeitig durch eine Ernährungsumstellung einen positiven Einfluss auf die Symptome zu nehmen. Oft verschwinden die Symptome dadurch bereits schneller, als es gedauert hätte, einen Termin beim Facharzt zu bekommen.