Joghurt scheint einen angenehm beruhigenden, kühlenden Effekt auf den Körper zu besitzen, weshalb es nur logisch wäre, dass durch den Verzehr auch das typische Brennen in der Speiseröhre abnimmt.
Doch ist Joghurt bei Sodbrennen wirklich eine gute Idee?
Joghurt ist sauer
Wenn die Speiseröhre durch sauren Reflux ohnehin schon gereizt ist, kann weitere Säure aus der verspeisten Nahrung für zusätzliche Irritationen sorgen. Aus diesem Grund hilft es, bei Refluxsymptomen auf saure Lebensmittel zu verzichten. Nun ist Milch mit einem pH-Wert von 6,2 bis 6,7 fast pH-neutral und liegt somit durchaus im akzeptablen Bereich.1 Aber obwohl Joghurt zu den Milchprodukten gehört, ist er doch deutlich saurer als Milch. Denn die Milchsäurebakterien produzieren im Fermentationsprozess sehr viel Säure, sodass Joghurt mit einem typischen pH-Wert von 4,0 bis 4,8 ziemlich sauer ausfällt.2,3 Bei längerer Fermentationsdauer kann der pH-Wert auch noch weiter sinken.
Purer Joghurt kann daher Refluxsymptome verstärken. Wenn hingegen nur etwas Joghurt ins Essen gemischt wird, stellt dies im Regelfall kein Problem dar, solange der endgültige pH-Wert des Gerichts nicht zu sauer ist.
Eine Milchunverträglichkeit verursacht GERD-ähnliche Symptome
Entsteht aufgrund einer Laktoseintoleranz oder Milchallergie eine Milchunverträglichkeit, so kann dies Verdauungsprobleme und auch GERD-Symptome wie Sodbrennen bedingen. Tatsächlich hat ein Großteil der Patienten mit Sodbrennen eine Milchunverträglichkeit. Eine Studie ergab, dass rund 50 % der Refluxpatienten an einer Milchunverträglichkeit leidet.4 Werden Milchprodukte bewusst aus der Ernährung entfernt, verbessern sich innerhalb kürzester Zeit die Refluxsymptome.5
Joghurt erweist sich bei einer Milchunverträglichkeit als nicht ganz so problematisch wie die Milch selbst, da er nicht so viel Laktose enthält. Dennoch enthält Joghurt noch genug Laktose sowie Milchproteine, um bei Personen mit einer entsprechenden Unverträglichkeit Probleme zu verursachen.
Viele Patienten mit Refluxsymptomen wissen nicht, dass sie eine Milchunverträglichkeit haben. Indem du Milchprodukte für einige Wochen meidest, kannst du leicht herausfinden, ob deren Inhaltsstoffe für deine Refluxsymptome verantwortlich sind. Solltest du unter einer Milchunverträglichkeit leiden, kannst du auf Alternativprodukte wie Soja-, Kokos-, Mandel- oder Hafermilch zugreifen. Aus Soja- und Kokosmilch lässt sich zudem leicht Joghurt herstellen, den du in jedem gut sortierten Supermarkt findest.
Joghurt unterstützt die Verdauung
Darmbakterien sind für den Verdauungsprozess essenziell. Unter anderem helfen sie bei der Verwertung von Nährstoffen, die der menschliche Körper sonst nicht aufnehmen könnte. Joghurt besteht aus wertvollen probiotischen Bakterien, die gut für die Verdauung sind. Außerdem verdrängen sie schädliche Darmbakterien, die Verdauungsbeschwerden verursachen können.6,7
Verdauungsprobleme können ihrerseits Reflux verursachen. Eine verzögerte Magenentleerung (Gastroparese) zählt beispielsweise zu den häufigsten Ursachen von Reflux.
Ein regelmäßiger Konsum probiotischer Lebensmittel wie Joghurt kann daher indirekt helfen, das Risiko für Reflux zu mindern.
Fazit: Joghurt ist bei Sodbrennen nicht ideal
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Joghurt sauer ist, was sie bei Sodbrennen als problematisch erweist. Wenn du eine Milchunverträglichkeit hast, solltest du auf jeden Fall auf Joghurt verzichten.
Andererseits ist Joghurt aber gut für die Verdauung, was wiederum einen Vorteil darstellt, wenn du unter Reflux leidest. Die Säure ist vernachlässigbar, wenn du Joghurt unter pH-neutrale Lebensmittel mischst. Wenn du Reflux hast und Milchprodukte verträgst, gibt es also keinen Grund, vollständig auf Joghurt zu verzichten. Purer Joghurt, zum Beispiel als Frühstück, insbesondere mit sauren Früchten, wird dein Sodbrennen jedoch möglicherweise verstärken.
Hast du nicht nur Sodbrennen, sondern auch Stillen Reflux, dann würde ich mit Joghurt nochmal besonders vorsichtig sein, da Stiller Reflux auch bereits durch nur leicht saure Lebensmittel verstärkt wird.
Generell gehört Joghurt zu den Lebensmitteln, bei denen man selbst ausprobieren sollte, ob es einem bei Reflux gut tut, oder nicht, da es sowohl positive, als auch negative Gründe für den Verzehr gibt.
Mehr zur Behandlung bei Sodbrennen findest du unter diesem Link.
Quellen
1. Ma Y, Barbano DM. Milk pH as a Function of CO2 Concentration, Temperature, and Pressure in a Heat Exchanger. Journal of Dairy Science. 2003;86(12):3822-3830. doi:10.3168/jds.S0022-0302(03)73989-7
2. Akgun A, Yazici F, Gulec HA. The combined effect of probiotic cultures and incubation final pH on the quality of buffalo milk yogurt during cold storage. Food Science & Nutrition. 2018;6(2):492-502. doi:10.1002/fsn3.580
3. Measuring pH of Yogurt – Food Quality & Safety. https://www.foodqualityandsafety.com/article/measuring-ph-yogurt/. Accessed March 13, 2020.
4. Caselli M, lo Cascio N, Rabitti S, et al. Pattern of food intolerance in patients with gastro-esophageal reflux symptoms. Minerva Medica. 2017;108(6):496-501. doi:10.23736/S0026-4806.17.05379-4
5. Pérez Lara FJ, Hernández Gonzalez JM, Doblas Fernández J, Corrales Valero E, Oehling de los Reyes H. Prospective Study of Lactose Intolerance as a Potential Cause of Gas Bloat Syndrome in Patients Treated Surgically for Gastroesophageal Reflux. Surgical Innovation. 2020;27(2):160-164. doi:10.1177/1553350619891351
6. Nakae H, Tsuda A, Matsuoka T, Mine T, Koga Y. Gastric microbiota in the functional dyspepsia patients treated with probiotic yogurt. BMJ Open Gastroenterology. 2016;3(1):e000109. doi:10.1136/bmjgast-2016-000109
7. Igarashi M, Nakae H, Matsuoka T, et al. Alteration in the gastric microbiota and its restoration by probiotics in patients with functional dyspepsia. BMJ Open Gastroenterology. 2017;4(1):e000144. doi:10.1136/bmjgast-2017-000144