Stiller Reflux, auch laryngopharyngealer Reflux (LPR) genannt, ist eine Form der Refluxerkrankung, bei der Magensaft in Rachen, Hals und Luftröhre gelangt.
Zusammenfassung zum Stillen Reflux
- Definition: Stiller Reflux bezeichnet eine Sonderform der Refluxerkrankung, bei der Magensäure und Magenenzyme in Hals und Atemwege gelangen.
- Symptome: Stiller Reflux kann eine weite Bandbreite an Symptomen verursachen. Zu den häufigen Beschwerden von Stillem Reflux zählen Heiserkeit, chronischer Husten und Atembeschwerden. Diese können leicht mit anderen Erkrankungen verwechselt werden. Betroffene haben in der Regel kein Sodbrennen.
- Ursachen: Verschiedene Faktoren begünstigen die Erkrankung. Risikofaktoren sind unter anderem eine Schwäche der Speiseröhrenschließmuskel, bestimmte Lebensgewohnheiten und Lebensmittel sowie Übergewicht.
- Behandlung: Die Behandlung umfasst oft Ernährungs- und Lebensstiländerungen, teils medikamentöse Therapie, oder in schweren Fällen auch chirurgische Eingriffe.
- Vorbeugen: Durch Anpassungen der Ernährung, insbesondere das Vermeiden zu großer und später Mahlzeiten, Vermeidung von refluxauslösenden Lebensmitteln und Substanzen sowie das Halten eines gesunden Körpergewichts kann das Risiko für Stillen Reflux minimiert werden.
Symptome bei Stillem Reflux
Stiller Reflux kann eine weite Bandbreite an Symptomen verursachen.
Basierend auf meiner Erfahrung stellen Stimmprobleme häufig eines der ersten bemerkten Anzeichen dar, speziell bei Berufssprechern, die eine Verschlechterung ihrer Stimme schnell als Beeinträchtigung empfinden. Diese Observation geht auf die zahlreichen E-Mails zurück, welche Betroffene mir über die Jahre zu ihren Symptomen geschrieben haben.
Hier eine Liste mit typischen Symptomen, welche der Stiller Reflux verursachen kann:
Ich habe noch nie von jemandem gehört, dass er alle diese Symptome hat. Typischerweise haben Betroffene ein bis drei Hauptsymptome, welche sie besonders belasten. Teils bemerken sie aber nach genauerer Beschäftigung mit den Symptomen, dass sie auch andere, weniger ausgeprägte Anzeichen aus der obigen Liste haben. In meinem Leitfaden zu den Symptomen bei Stillem Reflux gehe ich im Detail auf das Thema ein.
Ursachen für Stillen Reflux
Die Ursachen von stillem Reflux sind komplex. Zudem sind die Ursachen bisher nicht allzu gut erforscht, auch wenn die Krankheit zum Glück in den letzten Jahren stärker in den Fokus der Wissenschaft gerückt ist.
Bei Stillem Reflux gelangt Magensaft über die Speiseröhre bis in den Halsbereich, sowie von dort in Kehlkopf, Lunge, Mund und Nasenraum. Der Magensaft enthält irritierende Substanzen, insbesondere Salzsäure und Verdauungsenzyme. Diese Substanzen reizen die empfindlichen Schleimhäute, was die typischen Symptome von Stillem Reflux verursacht.
Stiller Reflux ist eine chronische Erkrankung. Die Krankheitszeichen entstehen, wenn der Reflux über einen längeren Zeitraum besteht. Teils haben Patienten über Jahre, oder gar Jahrzehnte unterschwellige Anzeichen der Erkrankung, bis sie wegen einer Verschlechterung der Symptome Hilfe suchen.
Was passiert bei einem Stillen Reflux im Körper?
Stiller Reflux hängt in der Regel mit einer Fehlfunktion des Schließmuskels zusammen, der den Magen von der Speiseröhre (Ösophagus) trennt. Dieser Schließmuskel sollte sich nach dem Essen schließen, um zu verhindern, dass Mageninhalte zurück in die Speiseröhre gelangen.
Bei Personen mit Reflux schließt dieser Schließmuskel nicht richtig oder öffnet sich zu oft, was den Rückfluss von Magensaft ermöglicht.
Wie gelangt der Stille Reflux bis in Hals und Atemwege?
Im Gegensatz zum klassischen Reflux, der flüssig ist und primär die Speiseröhre beeinträchtigt, präsentiert sich der Stille Reflux oft in einer Form, die eher als gasförmig wahrgenommen wird. Tatsächlich handelt es sich um ein feines Aerosol, eine Mischung aus kleinsten Magensafttröpfchen, die sich mit der Luft vermengen.
Diese winzigen Tröpfchen, bestehend aus geringen Mengen von Magensäure, Verdauungsenzymen wie Pepsin und gelegentlich auch Gallensaft, steigen durch die Speiseröhre auf und erreichen den Rachen sowie die Atemwege. Obwohl diese reizenden Stoffe nur in kleinen Mengen bis in den Hals gelangen, führt ihre aggressive Natur aufgrund der hohen Empfindlichkeit der Schleimhäute bei häufigem Kontakt zu Schädigungen und Entzündungen.
In einem separaten Artikel befasse ich mich genauer damit, wie genau stiller Reflux Reizungen der Schleimhäute und Symptome verursacht.
Warum leiden manche Menschen unter Sodbrennen, andere unter Stillem Reflux?
Die genauen Gründe, warum einige Menschen an Stillem Reflux leiden, während andere von Sodbrennen betroffen sind, sind bislang nicht vollständig erforscht.
Eine Möglichkeit ist, dass die Symptome dort auftreten, wo der Körper am empfindlichsten ist. Jeder Mensch hat individuelle Schwachstellen, und viele davon sind genetisch bedingt. So wie das schwächste Glied einer Kette zuerst bricht, können sich bei einer Person die Symptome des Refluxes an der Stelle zeigen, an der ihr Körper am anfälligsten ist.
Zudem könnte der obere Ösophagussphinkter eine Rolle spielen, welcher die Barriere zwischen Speiseröhre und Rachen bildet.
Was sind Risikofaktoren für Stillen Reflux?
Grundsätzlich sind die Risikofaktoren für Stillen Reflux dieselben, welche auch bei klassischem Reflux gelten:
- Übergewicht und Adipositas: Ein höheres Körpergewicht kann den Druck im Bauchraum erhöhen und somit Reflux begünstigen.
- Ernährung: Der Konsum bestimmter Lebensmittel kann Stillen Reflux verschlimmern, insbesondere säurehaltige, scharfe, frittierte, oder stark fetthaltige Nahrung
- Alkohol- und Tabakkonsum: Beide Substanzen können den unteren Schließmuskel der Speiseröhre entspannen und den Reflux fördern.
- Medikamente: Bestimmte Medikamente, wie Antihistaminika, Schmerzmittel oder Antidepressiva, können die Funktion des Schließmuskels beeinträchtigen.
- Alter: Mit zunehmendem Alter kann es zu einer Schwächung des Speiseröhrenschließmuskels kommen, was das Risiko für Stillen Reflux erhöht.
- Schwangerschaft: Die hormonellen Veränderungen und der erhöhte Druck im Bauchraum können bei schwangeren Frauen Reflux begünstigen.
- Hiatushernie: Eine Hiatushernie, bei der ein Teil des Magens durch das Zwerchfell in die Brusthöhle rutscht, kann das Risiko für Stillen Reflux erhöhen.
- Stress: Auch wenn der genaue Zusammenhang bisher nicht vollständig verstanden ist, scheint Stress in Verbindung mit Reflux-Symptomen zu stehen.
- Andere Erkrankungen des Verdauungstrakts: Generell hängen viele Prozesse in der Verdauung zusammen und können sich positiv, oder negativ aufeinander auswirken. So können Darmerkrankungen etwa einen negativen Effekt auf Reflux ausüben. Auch eine Entleerungsstörung des Magens, sowie Bewegungsstörungen der Speiserröhre sind Risikofaktoren.
Inwiefern kann Stress Stillen Reflux auslösen?
Es besteht allgemein ein Zusammenhang zwischen Stress und verschiedenen Störungen des Verdauungstrakts. Bei Menschen, die unter Stillem Reflux leiden, können sich die Symptome verschlimmern, wenn sie ständigem Stress ausgesetzt sind.
Ein wissenschaftlicher Artikel aus dem Jahr 2018 zeigt auf, dass Stress die Wahrnehmung von Sodbrennen verstärken kann. Laut diesem Artikel erhöht Stress nicht die Häufigkeit oder Stärke des Refluxes selbst, sondern macht die Schmerzen intensiver spürbar. Stress lässt also das Sodbrennen schlimmer erscheinen, als es ohne Stress wäre. Es liegt nahe, dass Stress auch die Symptome des Stillen Refluxes in ähnlicher Weise beeinflussen könnte.
Gibt es Medikamente, welche Stille Reflux verstärken können?
Medikamente können Stillen Reflux auf zwei Arten verstärken:
1) Austrocknung der Schleimhäute / Reduktion der Schleim und Speichelproduktion
Es gibt zahlreiche Medikamente, welche die Schleimhäute in Mund und Rachenraum austrocknen. Austrocknen bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Medikamente die Schleim- oder Speichelproduktion verringern.
Schleim und Speichel sind natürliche Abwehrbarrieren für Reflux. Beide Körpersekrete sind leicht alkalisch, was Stillen Reflux zu neutralisieren hilft.
Jegliches Medikament, welches als Nebenwirkung einen trockenen Hals oder Mund aufführt, kann potenziell die Symptome des Stillen Refluxes verstärken, da eine natürliche Refluxbarriere geschwächt wird.
Jedoch ist es sehr schwierig zu beurteilen, wie stark sich die verstärkende Wirkung auf die Symptome auswirkt. Die meisten Medikamente haben vermutlich nur einen geringen Effekt. Zudem reagieren Personen sehr unterschiedlich auf die austrocknende Wirkung von Medikamenten.
2) Schwächung des Magenschließmuskels
Somit kann jegliches Medikament, welches die Schleimproduktion negativ beeinflusst, Stillen Reflux verstärken.
Medikamente, welche in Verdacht stehen, Stillen Reflux zu verstärken
Generell ist bei den meisten Medikamenten der Zusammenhang mit Stillem Reflux nur eine Verdacht. Oftmals fehlen klare Studiendaten, um den refluxverstärkenden Verdacht zu bestätigen.
Hier eine nicht abschließende Auflistung an Medikamenten, welche potenziell Stillen Reflux verstärken können:
Medikamentengruppe | Wirkstoffe |
---|---|
Blutdrucksenkende Medikamente | ACE-Hemmer |
Schmerzmedikamente | Opiate, NSAIDs (z.B. Celebrex, Voltaren) |
Antiparkinsonmittel | Dopaminagonisten, Biperiden, Procyclidin |
Beruhigungs- und Schlafmittel | Sedativa, Hypnotika |
Spasmolytika | Methylscopolamin, Scopolamin, Mebeverin |
Antihistaminika | Histamin-1-Rezeptor-Blocker (“alte” Antihistaminika der ersten Generation) |
Anticholinergika (gegen Asthma und Reizblase) | Atropin, Ipratropiumbromid, Solifenacin, Tolterodin, Trospiumchlorid, Aclidiniumbromid, Glycopyrroniumbromid, Tiotropiumbromid |
Antiemetika (bei Übelkeit und Erbrechen) | Domperidon, Metoclopramid, Dimenhydrinat |
Psychopharmaka | Trizyklische Antidepressiva, Antidepressiva generell, Neuroleptika |
Rauschmittel | Alkohol, THC / Cannabis, Heroin, Kokain, Ecstasy (MDMA) |
Zytostatika | Verschiedene |
Antiepiletika | Carbamazepin |
Osteoporosemedikamente | Alendronat, Risedronat, Ibandronat, Denosumab, Zoledronsäure |
Solltest du unter Stillem Reflux leiden und eines der obigen Medikamente einnehmen, so empfehle ich dir, deinen Arzt auf das Thema anzusprechen. Da es sein sehr individuelles Thema ist, kann besser beurteilen, wie wahrscheinlich eine Auswirkung auf deinen Reflux ist und ob es verträglichere Alternativen gibt.
Unterschiede zwischen klassischem und Stillem Reflux
Es gibt eine Reihe von Unterschieden:
Klassischer Reflux | Stiller Reflux | |
---|---|---|
Ursache | flüssiger Reflux in Speiseröhre | Reflux gelangt bis in Rachen, Kehlkopf, Lunge und Nase |
Typische Symptome | Sodbrennen | breite Bandbreite möglicher Symptome: Heiserkeit, schnell ermüdende Stimme, Globussyndrom (“Kloß im Hals”), Husten, Atembeschwerden, übermäßige Verschleimung, chronische Nasennebenhöhlenentzündung, generell Reizungen der Schleimhäute, etc. |
Magenspiegelung | in der Regel Zeichen entzündeter Speiseröhre | erscheint in der Regel normal |
Säuremessung Speiseröhre | auffällig | Resultate in der Regel im Normalbereich |
Säuremessung Hals | wird nicht durchgeführt | meist auffällig |
Symptomverlauf | akute Symptomatik direkt nach Auslöser (Sodbrennen nach dem Essen, oder Hinlegen). Chronische Komponente: Speiseröhrenentzündung, Barrett-Ösophagus | chronische Symptome; schleichende Entwicklung. Bei manchen Personen Verschlechterung kurz nach Auslösern (z.B. Husten nach dem Essen) |
Führende Therapie | Reduktion der Säureproduktion mittels Medikamente | Nutzen von Medikamenten wird kontrovers diskutiert. Generell empfohlen: konsequente Refluxvermeidung durch Anpassen von Lebensstil und Ernährung |
Ansprechen auf Therapie | rasch | verzögert |
Diagnose bei Stillem Reflux
Stiller Reflux macht sich vor allem im HNO bemerkbar, weswegen Betroffene oft einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt aufsuchen. Oftmals überweist der HNO-Arzt Patienten an einen Gastroenterologen, um den Verdacht auf Stillen Reflux diagnostisch abzuklären.
Welcher Arzt ist der richtige bei Stillem Reflux?
Stiller Reflux ist eine Verdachtsdiagnose, die in erster Linie basierend auf Basis der Symptome gestellt wird. Die Symptome lassen sich leicht mit anderen Erkrankungen verwechseln. Entsprechend braucht es einen Arzt, welcher Erfahrung mit der Erkrankung hat. Hier liegt die Krux: oftmals finden Patienten keinen solchen kompetenten Fachmann.
Viele Patienten geben an, dass sie bereits seit Jahren nach der Ursache ihrer Symptome suchen. Frühere Untersuchungen beim Hausarzt zum Ausschluss von Medikamentennebenwirkungen, beim Pulmologen zum Ausschluss von Lungenerkrankungen und beim Gastroenterologen, einschließlich einer Magenspiegelung (Gastroskopie) waren oft ohne Befund.
In manchen Fällen wird Betroffenen sogar gesagt, so etwas wie Stillen Reflux gäbe es gar nicht (obwohl seit Jahrzehnten in medizinischen Fachzeitschriften Forschungsartikel zur Erkrankung publiziert werden).
Wie läuft die Diagnose ab?
Die Diagnostik kann bei Stillem Reflux eine Herausforderung sein, da die Symptome oft subtil sind und mit anderen Erkrankungen verwechselt werden können.
Der erste Schritt in der Diagnostik besteht oft in einer gründlichen Anamnese. Beim HNO wird bei Verdacht auf laryngopharyngealen Reflux (LPR) in der Regel eine Kehlkopfspiegelung durchgeführt, um nach optischen Refluxspuren für Stillen Reflux zu suchen, wie krankhafte Veränderung und Entzündungen der Kehlkopfschleimhaut.
Beim Gastroenterologen werden eventuell weitere Untersuchen durchgeführt, wie eine Magenspiegelung (Gastroskopie), oder eine 24-Stunden pH-Metrie (Säuremessung).
Wie zuverlässig sind Diagnoseverfahren bei Stillem Reflux?
Die Wirksamkeit der Diagnosemethoden für Stillen Reflux ist ein heiß diskutiertes Thema. In meinen Gesprächen mit Refluxexperten habe ich festgestellt, dass es sehr unterschiedliche Meinungen darüber gibt, welche Diagnosewerkzeuge am besten geeignet sind.
Gastroenterologen führen oft eine pH-Metrie in der Speiseröhre durch, ähnlich wie bei Sodbrennen. Doch Kritiker argumentieren, dass diese Methode für den Stillen Reflux, der sich außerhalb der Speiseröhre abspielt, nur wenig aussagekräftig ist. Auch Säuremessungen im Hals, die zwar direkt am betroffenen Ort stattfinden, gelten als ungenau.
Das Ergebnis ist oft, dass Patienten mit Stillem Reflux mehrere Ärzte aufsuchen und Tests durchführen, die keinen Reflux zeigen. Viele Patienten berichten, dass sie ohne klare Diagnose nach Hause geschickt werden, obwohl sie weiterhin Symptome haben. Sie bleiben verwirrt zurück, fragend, ob sie wirklich keinen Stillen Reflux haben, oder ob einfach keine Ursache gefunden wurde.
Kurz gesagt, die derzeitige Situation in der Diagnostik des Stillen Refluxes ist nicht zufriedenstellend. Es gibt keinen zuverlässigen Goldstandard für Tests. Oft werden Tests durchgeführt, deren Nutzen von einigen Ärzten als sinnvoll, von anderen jedoch als nutzlos betrachtet wird. Viele dieser Tests liefern keine klaren Ergebnisse für die Patienten.
Gibt es auf Stillen Reflux spezialisierte Tests?
Ein spezialisiertes Verfahren zur Diagnose von Stillem Reflux sind pH-Messungen, die im Hals stattfinden. Diese 24-Stunden-Messung, ähnlich der bei Sodbrennen, wird jedoch nicht in der Speiseröhre, sondern im Rachen durchgeführt.
Die Bedeutung und Genauigkeit dieser Rachenmessungen sind umstritten. Einerseits sind sie die einzige Methode, um Reflux direkt am Ort der Symptome zu messen. Andererseits wird kritisiert, dass die zur Verfügung stehenden Geräte oft fehlerhafte Ergebnisse bei Stillem Reflux liefern.
Ich habe bereits mit Ärzten gesprochen, wie beispielsweise Dr. Mark Noar, die auf diese Art von pH-Messung im Hals bei Stillem Reflux großen Wert legen. Befürworter betrachten sie als wesentlichen Bestandteil der Diagnostik.
Andere Experten hingegen halten die Ergebnisse dieser Tests für wenig aussagekräftig. Sie weisen darauf hin, dass die Geräte, wie die von der Firma Restech, manchmal drastisch ungenaue Werte liefern können. Ein Grund für diese Ungenauigkeit ist die Art und Weise, wie sich der Stille Reflux zeigt: als feines Aerosol, das man sich vereinfacht als gasförmigen Zustand in winzigen Mengen vorstellen kann. Diese Form des Refluxes ist für Messsonden schwer zu erfassen.
Behandlung bei Stillem Reflux
Es gibt verschiedene Ansätze zur Therapie von Stillem Reflux. Häufig werden säurereduzierende Medikamente verschrieben. Zudem wird in aller Regel eine Ernährungsumstellung empfohlen, um Refluxauslöser zu vermeiden.
Wirken bei Stillem Reflux dieselben Medikamente, wie bei Sodbrennen?
Der Goldstandard bei Medikamenten gegen klassischen Reflux sind sogenannte Protonenpumpenhemmer (kurz PPI, basierend auf dem Englischen Namen proton pump inhibitors). PPI reduzieren die Magensäureproduktion stark. Bei klassischem Reflux führt die reduzierte Magensäure zu einer raschen Reduktion der Beschwerden.
Bei Stillem Reflux ist der Einsatz von Protonenpumpenhemmern dagegen umstritten, sowohl unter Ärzte, Forschern und medizinischen Organisationen.
Positive Stimmen für die Therapie von Stillem Reflux mit Protonenpumpenhemmern
Viele Organisationen und Ärzte empfehlen eine aggressive Behandlungsstrategie mit hoch dosierten Protonenpumpenhemmern gegen Stillen Reflux.
Viele wissenschaftliche Artikel zur Behandlung von Stillem Reflux empfehlen die Behandlung mit Protonenpumpenhemmern. Die Empfehlung für Protonenpumpenhemmern basiert meist auf der persönlichen Behandlungserfahrung der Experten. Zudem gibt es Studien, welchen einen positiven Effekt von PPI auf Stillen Reflux zeigen, wobei diese Studien jedoch meist nicht placebokontrolliert sind.
Kritische Stimmen zur Therapie von Stillem Reflux mit Protonenpumpenhemmern
Neuere Studien zeigen regelmäßig, dass PPIs bei Stillem Reflux nicht wirksamer sind als Placebos. Dies könnte darauf hindeuten, dass in einigen Fällen die Verbesserung der Symptome auch ohne Medikamenteneinnahme eingetreten wäre.
Hier ist eine wichtige Metaanalyse aus dem Jahr 2016, die verschiedene Studien zu PPIs bei Stillem Reflux, die mit Placebos verglichen wurden, analysiert hat. Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass PPIs und Placebos bei der Verbesserung der Symptome von LPR (Laryngopharyngealer Reflux) bei Erwachsenen ähnlich wirksam sind. Sie betonen jedoch auch, dass ein besseres Verständnis und weitere Studien notwendig sind.
Die Autoren weisen darauf hin, dass größere Studien erforderlich sind, da es möglich ist, dass die bisherigen Studien zu klein waren, um die Wirkung von PPIs bei Stillem Reflux zuverlässig nachzuweisen. Es besteht die Möglichkeit, dass PPIs in einigen Fällen helfen könnten, jedoch nicht stark oder schnell genug, um in den bisherigen Studien statistisch signifikante Besserungen zu verursachen.
Ebenso spricht sich auch die Amerikanische Gastroenterologie Assoziation in ihrem Leitfaden zur Behandlung von gastroösophagealem Reflux gegen den generellen Einsatz von PPI bei Stillem Reflux aus. Es wird empfohlen PPIs bei Stillem Reflux nur dann einzusetzen, wenn auch Symptome in der Speiseröhre vorliegen, wie Sodbrennen.
Fazit zu PPI bei Stillem Reflux
Einigen können sich Experten in erster Linie darauf, dass die bisherigen Möglichkeiten zur medikamentösen Behandlung von Stillem Reflux nicht ausreichend ist und eine Erforschung besserer Wirkstoffe nötig ist.
Ich beschäftige mich mit dem Thema Protonenpumpenhemmern bei Stillem Reflux in einem Spezialartikel.
Ernährung bei Stillem Reflux
Die Ernährung kann einen bedeutenden Einfluss auf den Stillen Reflux haben. Bestimmte Lebensmittel und Getränke können die Symptomatik verschlimmern, insbesondere wenn sie den Schließmuskel zwischen Magen und Speiseröhre entspannen. Eine angepasste Ernährung kann helfen, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.
Hier sind einige wichtige Faktoren, welche bei einer Ernährungsumstellung für Stillen Reflux beachtet werden sollten:
Welche Lebensmittel helfen bei Stillem Reflux?
Es gibt eine lange Reihe an Lebensmitteln, welche wir bei Stillem Reflux besprechen könnten, da sie sich potenziell auf die Symptomatik auswirken können.
Hier daher nur eine kurze Übersicht, zu den wichtigsten Lebensmitteln, welche du bei Stillem Reflux vermeiden solltest:
Zu vermeidende Lebensmittel:
Gut verträgliche Lebensmittel:
Folgende Nahrungsmittel werden bei Stillem Reflux in der Regel gut vertragen:
Wie sollte der Ernährungsplan bei Stillem Reflux aussehen?
Ein guter Ernährungsplan bei Stillem Reflux sollte darauf abzielen, auslösende Faktoren für Stillen Reflux bestmöglich zu meiden. Stattdessen sollten nährstoffreiche und refluxfreundliche Lebensmittel im Vordergrund stehen.
Gleichzeitig sollte der Diätplan aber auf den persönlichen Geschmack und Tagesablauf angepasst sein. Wenn dir nicht schmeckt, was du isst, dann ist es schwer, eine Ernährungsumstellung auf Dauer beizubehalten.
Meine Standardempfehlung sind drei Hauptmahlzeiten sowie zwei kleine Snacks. Das Abendessen sollte leicht ausfallen, damit es bis zur Bettzeit den Magen verlassen hat.
Hier ist ein Beispiel, wie Tagesplan in einer Stiller Reflux Diät aussehen könnte. Ich zeige dir sowohl Fleisch als auch vegane Optionen:
- Frühstück: Eine Schale Haferflocken mit Bananen, Blaubeeren und ein paar Nüssen.
- Vormittagssnack: Ein Glas Milch, oder eine kleine Handvoll Mandeln
- Mittagessen: Gegrilltes Hähnchen oder Tofu mit einer Portion Quinoa und gedünstetem Gemüse.
- Nachmittagssnack: Ein kleines Brötchen, oder eine Scheibe Brot, mit fettarmem Käse, oder einem veganen Belag
- Abendessen: Gebackener Lachs oder eine Linsenpfanne mit einer Seite von Süßkartoffelpüree und einem kleinen gemischten Salat.
Diese Snacks bieten eine höhere Kalorienzahl, um den Energiebedarf zwischen den Mahlzeiten zu decken, während sie relativ magenschonend bleiben. Wie immer ist es ratsam, auf die Reaktion Ihres Körpers auf verschiedene Lebensmittel zu achten und bei Bedarf Anpassungen vorzunehmen.
Ich habe mehrere Artikel zum Thema Ernährung bei Stillem Reflux hier auf Refluxgate veröffentlicht. Um mehr zum Thema zu erfahren, empfehle ich dir meinen Leitfaden zur Stiller Reflux Ernährung zu lesen.
Hausmittel gegen Stillen Reflux
Es gibt verschiedene Hausmittel, die gegen Stillen Reflux helfen sollen, doch nicht alle sind wissenschaftlich belegt. Einige könnten sogar schädlich sein. Hier sind zwei Maßnahmen, die hilfreich sein können:
- Kaugummikauen: Das Kauen von Kaugummi regt die Speichelproduktion an. Der Speichel hilft, den pH-Wert im Mund zu erhöhen und so Stillen Reflux zu neutralisieren. Dieser pH-erhöhende Effekt wurde sogar in einer Studie mit Stiller Reflux Patienten bestätigt. Besonders nach Mahlzeiten kann Kaugummikauen nützlich sein, da dann die Refluxbelastung oft am höchsten ist.
- Schlafen mit erhöhtem Oberkörper: Um nächtlichem Reflux entgegenzuwirken, kann es helfen, mit einem erhöhten Oberkörper zu schlafen. Dies verhindert, dass der Reflux zu lange im Rachen bleibt, besonders da nachts die Speichelproduktion geringer ist. Es reicht nicht, einfach mehr Kissen zu verwenden. Stattdessen sollte der gesamte Oberkörper schräg gelagert werden, zum Beispiel, indem man das Kopfende des Bettes anhebt.
Kann man einen Stillen Reflux operieren?
Die chirurgische Behandlung kann eine Option für Patienten mit Stillem Reflux sein, insbesondere wenn konservative Maßnahmen wie Medikation und Ernährungsumstellungen nicht ausreichend wirksam waren. Eine häufig durchgeführte Operation ist die sogenannte Fundoplicatio, bei der der obere Teil des Magens um den unteren Teil der Speiseröhre gewickelt wird, um den unteren Speiseröhrenschließmuskel zu stärken und den Reflux zu verhindern.
Obwohl eine Operation wirksam sein kann, kommt sie meist nur für Patienten infrage, bei denen die Beschwerden schwerwiegend sind und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen.
Bei Stillem Reflux ist die Erfolgschance einer Operation weitaus geringer als bei klassischem Sodbrennen. Einer meiner Interviewpartner hat das so erklärt, dass der gasförmige Stille Reflux schwieriger zu stoppen ist, als der flüssige Speiseröhrenreflux. Nicht selten wird durch eine Operation der Stille Reflux sogar verstärkt, oder es kommen neue Beschwerden dazu. Daher ist es bei Stillem Reflux essenziell, dass zunächst alle konservativen Behandlungsmethoden ausgeschöpft werden.
Wie lange dauert es, bis Stiller Reflux sich bessert?
Stiller Reflux dauert länger als klassischer Reflux, bis er auf die Behandlung anspricht.
Stiller Reflux verursacht chronische Entzündungen in Hals und Atemwegen. Die Schleimhäute brauchen ihre Zeit, um sich zu erholen.
Wie lange es konkret dauert, bis sich die Symptomatik bessert, variiert stark. Manchmal bekomme ich E-Mails, dass Betroffene ihre Ernährung umstellen und ihre Symptome verbessern sich schlagartig in wenigen Tagen. Das ist aber eher die Ausnahme. In der Regel sollte man davon ausgehen, dass es bei einer strikten Umstellung der Ernährung einige Wochen dauert, bis sich eine deutliche Verbesserung abzeichnet.
Fazit zu Stillem Reflux
Stiller Reflux ist eine Erkrankung, die durch den Rückfluss von Magensaft in den Hals gekennzeichnet ist, und kann zu einer breiten Bandbreite an Beschwerden führen.
Im Gegensatz zu Sodbrennen ist die Erkrankung schwieriger zu behandeln. Die medikamentöse Behandlung von Stillem Reflux wird kontrovers betrachtet, mit weit auseinandergehenden Meinung in Forschung und Praxis. Eine Ernährungsumstellung wird generell als wichtig zur Behandlung betrachtet.
Mit konsequenten Maßnahmen lässt sich Stiller Reflux unter Kontrolle bringen, wobei es in der Regel länger als bei klassischem Reflux dauert, bis die Symptome auf die Behandlung ansprechen.
Die Behandlung von Stillem Reflux erfordert oft eine umfassende Herangehensweise, die sowohl eine medikamentöse Therapie als auch eine Ernährungsumstellung umfassen kann. Dabei spielen die Auswahl magenfreundlicher Lebensmittel und das Meiden von refluxauslösenden Nahrungsmitteln eine entscheidende Rolle. Es gibt auch chirurgische Optionen wie die Fundoplikatio für schwerwiegende Fälle, obwohl eine Operation meist als letzte Instanz betrachtet wird, wenn andere Behandlungsmethoden nicht erfolgreich waren.