Sodbrennen entsteht, wenn saurer Mageninhalt in Richtung Speiseröhre aufsteigt und diese reizt. Es handelt sich dabei um einen sauren Reflux.
Um Sodbrennen zu vermeiden, sollte daher dieser zugrundeliegende Reflux so weit wie möglich verhindert werden. Behandlungsansätze, die Sodbrennen langfristig lindern, setzen genau hier an. Allerdings ist auch eine medikamentöse Behandlung, bei der der Reflux nicht vermindert, sondern lediglich weniger sauer gemacht wird, weit verbreitet. Dabei werden in erster Linie die Symptome unterdrückt.
In diesem Artikel erfährst du, welche Therapien es bei Sodbrennen gibt und wie sinnvoll sie sind.
Risikofaktoren identifizieren und meiden – der erste Schritt bei der Behandlung von Sodbrennen
Am unteren Ende der Speiseröhre sitzt ein Sphinkter, der sogenannte untere Ösophagussphinkter (UÖS). Er stellt eine wichtige Refluxbarriere dar.1 Diesen Sphinkter kannst du dir wie ein Ventil vorstellen, das sich im richtigen Moment öffnet, um Essen von oben, also der Speiseröhre in den Magen durchzulassen. Andererseits hält es Reflux aus dem Magen zurück und verhindert dadurch Sodbrennen.
An sich soll dieser Sphinkter wie ein Einwegventil wirken, was Nahrung nur in eine Richtung durchlässt. Die meisten Risikofaktoren für Sodbrennen führen dazu, dass dieser Sphinkter nicht mehr richtig arbeitet und verstärkt Reflux in die umgekehrte Richtung aus dem Magen in die Speiseröhre gelangen lässt.
Das Problem kann zum einen beim unteren Ösophagussphinkter liegen, der aus verschiedenen Gründen geschwächt sein kann. Manche dieser Gründe sind nur kurzfristig, andere sind auf langfristige Schädigungen des Sphinkters zurückzuführen.
Zum anderen kann aber auch der Druck im Magen erhöht sein, dem der eigentlich noch normal arbeitende Sphinkter nicht gewachsen ist. Du kannst dir den unteren Ösophagussphinkter so vorstellen, dass er konstant dem Druck im Magen entgegenhalten muss. Ist der Druck im Magen zu hoch, schafft er das nicht und Reflux ist die Folge.
Insofern muss die ursachenorientierte Behandlung von Sodbrennen entweder daran ansetzen, den Druck im Magen zu verringern, oder den Ösophagusspinkter zu stärken. Am effektivsten ist die Behandlung dann, wenn das zugrundeliegende Problem behandelt wird. Ist beispielsweise der Magendruck das Problem und nicht der Sphinkter, so ist schwierig vorherzusagen, ob eine Operation zur Stärkung des unteren Ösopaghussphinkters das Sodbrennen beheben wird, da die Grundursache des Problems nicht behoben wurde.
Hier ist eine Auswahl an Risikofaktoren, welche die Entstehung von Sodbrennen begünstigen:
- Übergewicht: Bauchfett drückt auf den Magen und erhöht dadurch den Magendruck.2
- Zu große Mahlzeiten: Konzentrierst du deine Nahrungsaufnahme auf wenige große Mahlzeiten, anstatt sie über den Tag zu verteilen, so steigt der Druck in deinem Magen stark an, was Reflux verstärkt.
- Dünndarmfehlbesiedling (SIBO) kann ein starkes Aufblähen des Bauchs verursachen, was wiederrum von unten auf den Magen drückt.
- Ungünstige Ernährungsgewohnheiten erhöhen entweder den Magendruck oder schwächen den unteren Ösophagussphinkter (siehe nächster Abschnitt).
- Gewichtheben: Durch die starke Anspannung der Bauchmuskeln wird der Druck auf den Magen verstärkt.
- Medikamente: Manche Medikamente wirken entweder auf die Verdauung, wodurch Sodbrennen begünstigt wird, oder auf die Ösophagussphinkter.3,4
- Psychische Faktoren: Stress und andere psychische Belastungen können Sodbrennen verstärken, sind jedoch meist nicht die alleinige Ursache.
Anpassung der Ernährung – die sinnvollste Maßnahme
Ernährungsgewohnheiten, die Reflux begünstigen, sind der größte Risikofaktor für Sodbrennen.5
Folgende Ernährungsmaßnahmen helfen, Sodbrennen zu lindern:
Lebensmittel meiden, die die Speiseröhrenventile schwächen
Es gibt einige Lebensmittel, die auf den unteren Ösophagussphinkter wirken und ihn vorübergehend schwächen können. Dadurch wird Reflux begünstigt und es kommt leicht zu Sodbrennen.
Zu diesen Lebensmitteln gehören:
- Kaffee,6
- Schokolade,7
- Alkohol,8
- Fett9
Das Vermeiden dieser Lebensmittel trägt dazu bei, Sodbrennen nach dem Essen zu verhindern. Fett kannst du natürlich nicht ganz aus deinem Speiseplan eliminieren und das ist auch nicht notwendig. Aber eine bewusste Auswahl und bei Bedarf eine Reduktion stark fetthaltiger Lebensmittel macht in der Regel einen deutlichen Unterschied für Betroffene. Insbesondere frittierte, aber auch geröstete und gebratene stark fetthaltige Lebensmittel, wie beispielsweise Fleisch, sind meiner Erfahrung nach ein besonders großes Problem. Es gibt aber immer verträglichere Alternativen, wie beispielsweise Geflügel (ohne die fetthaltige Haut).
Druck im Magen verringern
Ein weiterer Faktor, der Sodbrennen begünstigt, ist ein hoher Druck im Magen.
Mit folgenden Änderungen deiner Ernährungsgewohnheiten kannst du den Druck im Magen verringern:
- Kleinere Portionen essen: Je voller der Magen, desto höher der Magendruck. Aus diesem Grund solltest du dein Essen auf mehrere kleine Mahlzeiten aufteilen. Du kannst die Hauptmahlzeiten kleiner ausfallen lassen und dafür mit Snacks ergänzen.
- Mahlzeiten am späten Abend meiden: Tagsüber hilft die Schwerkraft dabei, den Mageninhalt im Magen zu halten. Sobald du dich hinlegst, fällt diese Unterstützung allerdings weg und es kommt leichter zu Sodbrennen. Deshalb solltest du circa 3-4 Stunden vor dem Schlafengehen (oder generell vor dem Hinlegen) nichts essen. Zudem sollte die letzte Mahlzeit eine eher leicht sein.
- Kein Essen vor dem Sport: Hohe körperliche Aktivität sorgt für Bewegungen im Magen. Ist der Magen voll, kann der Mageninhalt dadurch verstärkt gegen den unteren Ösophagussphinkter drücken.10 Daher solltest du es vermeiden, circa 2 Stunden vor dem Sport etwas zu essen und dann ebenfalls eher eine leichte Mahlzeit. Ein schnell verdaulicher Snack, wie eine Banane, ist jedoch in dieser Zeit OK.
- Fettarm essen: Fett wirkt nicht nur auf die Ösophagussphinkter, sondern verzögert auch die Magenentleerung.11 Dadurch ist der Magendruck länger erhöht und belastet den Ösophagussphinkter.
Stark Säurehaltiges meiden
Die Speiseröhre kann nicht nur durch sauren Reflux, sondern auch durch Säure aus der Nahrung gereizt werden. Saure Lebensmittel können einer gesunden Speiseröhre nicht viel anhaben. Ist sie jedoch durch sauren Reflux bereits geschädigt, kann die Säure aus der Nahrung Sodbrennen auslösen.
Wenn du zu Sodbrennen neigst, solltest du daher stark säurehaltige Lebensmittel wie Fruchtsäfte und Zitrusfrüchte meiden. Limonaden sind generell besonders sauer und ohnehin wegen des hohen Zuckergehalts nicht förderlich für die Gesundheit.
Im Artikel über Ernährung bei Sodbrennen erfährst du mehr darüber, worauf du bei der Ernährung achten solltest.
Medikamente beseitigen nicht die Ursache von Sodbrennen
Die medikamentöse Behandlung ist ein weitverbreiteter Ansatz bei der Behandlung von Sodbrennen. Die meisten Sodbrennenmedikamente wirken, indem sie den Reflux weniger sauer machen. Sie vermindern jedoch nicht den Reflux selbst.
Daher können Medikamente zwar Sodbrennen lindern, stellen aber keine langfristige Lösung dar. Denn Säure erfüllt wichtige Funktionen bei der Verdauung. Eine Erhöhung des pH-Werts im Magen aufgrund einer Unterdrückung der Säureproduktion hat langfristig Nebenwirkungen. Außerdem ist Säure nicht der einzige Bestandteil von Reflux, der die Speiseröhre reizt. Auch Verdauungsenzyme (z. B. Pepsin) und Galle können die Speiseröhre schädigen.
Folgende Medikamente kommen bei der Therapie von Sodbrennen zum Einsatz:
Protonenpumpenhemmer (PPIs)
Protonenpumpenhemmer sind die am häufigsten verschriebenen zur Therapie von Sodbrennen. Sie wirken, indem sie die Säureproduktion im Magen hemmen. PPIs können akutes Sodbrennen zwar schnell lindern, sind jedoch nicht zur langfristigen Behandlung geeignet.12
In einem separaten Artikel erfährst du, warum PPIs bei Sodbrennen ein zweischneidiges Schwert sind.
H2-Rezeptorenblocker
H2-Rezeptorenblocker hemmen ebenfalls die Säureproduktion, allerdings nicht so effektiv wie PPIs. Aus diesem Grund werden sie bei Sodbrennen weniger häufig verschrieben. Zur Linderung nächtlicher Symptome sind sie hingegen besser geeignet als PPIs, da sie gut auf leerem Magen wirken.13
Jedoch bildet sich schnell ein Gewöhnungseffekt bei diesen Medikamenten, weswegen sie wenig geeignet für die langfristige Therapie sind.
Antazida
Antazida wirken, indem sie die Magensäure neutralisieren. Sie kommen allerdings bei der Sodbrennenbehandlung nur selten zum Einsatz, da H2-Rezeptorenblocker und PPIs die Symptome deutlich besser lindern. Wer jedoch nur selten durchbrechende Symptome hat, dem können Antazida durchaus behilflich sein.
Refluxoperation – letzte Maßnahme für schwerwiegende Fälle
Wenn alle anderen Maßnahmen erfolglos sind, kann eine Operation in Erwägung gezogen werden. Da ein chirurgischer Eingriff allerdings immer das Risiko für Komplikationen mit sich bringt, ist diese Option nur in Extremfällen zu empfehlen.
Bei einer Operation wird der untere Ösophagussphinkter enger gemacht. Dadurch lässt er Reflux nicht mehr so leicht durch und das Sodbrennen verschwindet. Die etablierteste Operation bei Reflux ist die Fundoplicatio. Bei diesem Eingriff wird der obere Teil des Magens um den unteren Ösophagussphinkter gewickelt, wodurch die Öffnung des Sphinkters enger wird.14
Im Artikel über die Fundoplicatio erfährst du alles, was du über diese Operation wissen musst.
Fazit: Sodbrennen lässt sich mit einfachen Maßnahmen lindern
Sodbrennen ist meist auf mehrere Risikofaktoren zurückzuführen. Durch eine Identifizierung und Vermeidung dieser Faktoren kann Sodbrennen in den meisten Fällen erfolgreich behandelt werden.
Bei vielen Betroffenen wird Sodbrennen durch ungünstige Ernährungsgewohnheiten ausgelöst oder zumindest verstärkt. Aus diesem Grund ist eine Anpassung der Ernährungsweise meist sehr wirksam. In meinem Buch „Schluss mit Sodbrennen“ erfährst du mehr darüber, wie du deine Symptome schnellstmöglich loswirst.
Quellen
1. Hershcovici T, Mashimo H, Fass R. The lower esophageal sphincter. Neurogastroenterology & Motility. 2011;23(9):819-830. doi:10.1111/j.1365-2982.2011.01738.x
2. El-Serag H. The Association Between Obesity and GERD: A Review of the Epidemiological Evidence. Digestive Diseases and Sciences. 2008;53(9):2307-2312. doi:10.1007/s10620-008-0413-9
3. RUSZNIEWSKI P, SOUFFLET C, BARTHÉLÉMY P. Nonsteroidal anti-inflammatory drug use as a risk factor for gastro-oesophageal reflux disease: an observational study. Alimentary Pharmacology & Therapeutics. 2008;28(9):1134-1139. doi:10.1111/j.1365-2036.2008.03821.x
4. Leppert W. The impact of opioid analgesics on the gastrointestinal tract function and the current management possibilities [Polish version: Wpływ opioidowych środków przeciwbólowych na czynność układu pokarmowego oraz aktualne możliwości postępowania terapeutycznego p. 132]. Współczesna Onkologia. 2012;2:125-139. doi:10.5114/wo.2012.28792
5. Festi D, Scaioli E, Baldi F, et al. Body weight, lifestyle, dietary habits and gastroesophageal reflux disease. World Journal of Gastroenterology. 2009;15(14):1690. doi:10.3748/wjg.15.1690
6. Pehl C, Pfeiffer A, Wendl B, Kaess H. The effect of decaffeination of coffee on gastro-oesophageal reflux in patients with reflux disease. Alimentary Pharmacology and Therapeutics. 1997;11(3):483-486. doi:10.1046/j.1365-2036.1997.00161.x
7. Murphy DW, Castell DO. Chocolate and heartburn: evidence of increased esophageal acid exposure after chocolate ingestion. The American journal of gastroenterology. 1988;83(6):633-636. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/3376917. Accessed January 30, 2020.
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