Ein Stiller-Reflux-Ernährungsplan muss 3 Kriterien erfüllen: Die Ernährung muss säurearm, fettarm und gleichzeitig gut für die Verdauung sein.
1. Säurearme Stiller-Reflux-Ernährung
Säure reaktiviert durch Stillen Reflux in den Hals gelangtes Pepsin, was zu Entzündungen führt.[1] Säurehaltige Lebensmittel sind zwar nicht die Ursache von Reflux. Jedoch haben sie denselben anfachenden Effekt auf die Stiller Reflux Symptome, als würdest du Spiritus in ein Feuer gießen.
Zur Behandlung des Stillen Reflux sollte man daher Säuren in Speisen und Getränken so weit wie möglich reduzieren.[2],
Wichtig: es herrschen viele Missverständnisse, welche Lebensmittel säurearm sind und welche nicht. Wenn ich über säurearme Ernährung schreibe, dann meine ich nicht das, was man oft im Internet und Wellnessmagazinen zu basischer Ernährung liest.
Zitronen sind nach diesen Ratgebern basisch, da sie in Basen verstoffwechselt werden, obwohl die Zitrone beim Essen sehr sauer ist. Bei Reflux ist der chemische pH-Wert relevant, den man am unverdauten Lebensmittel messen kann. Entsprechend meine ich diesen “normal” gemessene Wert, wenn ich auf Refluxgate vom pH-Wert rede.
Säuren sind dummerweise in fast allen Lebensmitteln und Getränken vorhanden. Auch wenn sie nicht sauer schmecken, enthalten sie zumindest etwas Säure. Selbst Brot ist leicht sauer.
Wir können nicht komplett auf Säure verzichten, da wir dann nichts mehr essen könnten. Daher ist das Ziel von Stiller Reflux Ernährung säurearm zu essen, nicht säurelos. Idealerweise sollte man auf alles verzichten, was einen pH-Wert unter 5 hat. Zumindest für eine Weile. Wenn die Symptome besser werden, kann man auch versuchen, Lebensmittel bis pH-4 in seinen Ernährungsplan aufzunehmen.
Die pH-Skala verläuft logarithmisch. Das heißt, jede Zahl, welche man in eine Richtung auf der pH-Skala geht, entspricht einer Änderung der Säuremenge um den Faktor 10. Bei pH-4 hat man bereits 10-mal so viel Säure im Lebensmittel, wie bei pH-5 – dem bei Stillem Reflux akzeptablen Säureniveau. Bei pH-3 hat man bereits 100-mal so viel Säure (10 mal 10).
Bei der Säurevermeidung muss man besonders auf Getränke Acht geben:
Viele Getränke, wie Cola und Fruchtsäfte, sind sehr sauer. Die Säure erzeugt den frischen Geschmack. Andernfalls würde das Getränk nur wie schales Zuckerwasser schmecken. Aufgrund des hohen Zuckergehalts schmeckt man die Säure jedoch kaum raus. Der pH-Wert vieler Erfrischungsgetränke liegt bei circa 3, was ziemlich viel Säure bedeutet.
Auch saure Speisen sind bei Reflux tabu. Insbesondere Früchte und Jogurt sind hiervon betroffen.
Aufpassen sollte man bei allem was eingelegt ist. Meistens wird mit Hilfe von Säuren konserviert, zum Beispiel mit Essig.
Es ist wichtig, wirklich alle stark und mittelmäßig säurehaltigen Getränke und Nahrungsmittel zu eliminieren. Bereits ein oder wenige Ausrutscher pro Woche, wie ein paar Schluck Cola, können die Probleme stark anfachen.
2. Fettarmer Stiller-Reflux-Ernährungsplan
Fett verlangsamt die Verdauung und entspannt den unteren Ösophagussphinkter, was mehr Reflux zur Folge hat.[3]
Das heißt nicht, dass man komplett auf Fett verzichten muss. Das wäre weder gesund noch zielführend.
Man sollte einen Ernährungsplan mit ca. 10% Fett anpeilen, im Vergleich zur Menge an Proteinen und Fett in Gramm. Auf diese Weise kann man immer noch vielseitig essen und Fett als Geschmacksträger nutzen. Ein Rezept mit 10g Fett, 20g Protein und 70g Kohlenhydraten wäre dementsprechend OK. Der Proteingehalt ist dabei nur ein Beispiel, da es weniger Einfluss auf den Reflux hat.
Balance ist wichtig. Ein einzelnes sehr fettes Essen und vier fettfreie Rezepte sind schlechter als fünf Mahlzeiten mit leichtem Fettgehalt. Durch gelegentliche „fette“ Ausrutscher bekommt man akuten starken Reflux, den man gerade während der Anfangsphase zur schnellen Verbesserung der Symptome vermeiden will.
Für kleinere Snacks auf leeren Magen sind höhere Fettanteile jedoch kein Problem, da in erster Linie die Gesamtmenge des Fetts zählt, die aufgenommen wird. Eine Handvoll fettreicher Nüsse ist kein größeres Problem, während eine komplette Mahlzeit mit dem gleichen Prozentanteil ein starker Refluxauslöser wäre.
3. Positiv auf die Verdauung wirkende Lebensmittel
Zuletzt sollte man in der Stillen Reflux Ernährung darauf achten, Lebensmittel zu essen, welche generell gut für die Verdauung sind. Denn letztendlich bedeutet Reflux, dass Abläufe in der Verdauung nicht mehr richtig funktionieren. Diese können mit den richtigen Lebensmitteln verbessert werden.
Es gibt viele Lebensmittel, welche Substanzen enthalten, die positiv, oder negativ auf Stillen Reflux wirken. Insbesondere enthalten viele Lebensmittel Stoffe, welche sich auf das untere Speiseröhrenventil, den sogenannten unteren Ösophagussphinkter, auswirken.
Manche Nahrungsmittel tragen zur Entspannung dieses Sphinkters bei, was Reflux fördert. Andere Stoffe dagegen helfen, das Ventil zu stärken und reduzieren so Stillen Reflux.
Die richtige Stille Reflux Diät ist individuell
Du solltest auch dein eigenes Gefühl für Lebensmittel trainieren.
Nach welchen Lebensmitteln fühlt sich dein Magen gut an und nach welchen nicht?
Nicht jede Person reagiert gleich auf jedes Lebensmittel. Es gibt viele individuelle Unterschiede, welche teils durch unsere Gene, teils durch unsere Lebensumstände und Umwelt beeinflusst werden. Während für die allermeisten Menschen eine fettarme Diät gut funktioniert, spricht ein kleiner Prozentsatz besser auf eine Verringerung von Kohlenhydraten an.
Ziel einer guten Stillen Reflux Ernährung ist nicht stur Punkte auf einer Liste abzuhaken, sondern herauszufinden, was gut für dich funktioniert. Das bedeutet, wie du dich gleichzeitig sowohl gesund als auch lecker ernähren kannst.
Ernährung bei Stillem Reflux ist ein komplexes Thema. Daher nimmt sie den größten Stellenwert in meinem Onlinekurs zur Behandlung von Stillem Reflux ein. Zusätzlich zum Wissen zur Therapie enthält der Kurs eine umfangreiche Liste mit Lebensmitteln. So kannst du schnell und einfach nachlesen, welche Lebensmittel bei Stillem Reflux gut geeignet sind und welche nicht. Außerdem bekommst du ein Rezeptbuch für gesundes und leckeres Kochen bei Stillem Reflux.
Quellen
[1] Johnston N, Dettmar PW, Bishwokarma B, Lively MO, Koufman JA. Activity/stability of human pepsin: implications for reflux attributed laryngeal disease. Laryngoscope. 2007;117(6):1036-9.
[2] Koufman JA. Low-acid diet for recalcitrant laryngopharyngeal reflux: therapeutic benefits and their implications. Ann Otol Rhinol Laryngol. 2011;120(5):281-7.
[3] McSwiney BA, Spurrell WR. The effect of fat on gastric motility. J Physiol. 1935;84(1):41–49.